Wahlkampf in Kenia: Die politische Elite kämpft um Ämter, das Volk schaut zu

In dem wirtschaftlichen Schwergewicht Ostafrikas finden am Dienstag mehrere Wahlen statt, auch ein neuer Präsident wird gewählt. Antworten auf die wichtigsten Fragen.

vom Recherche-Kollektiv Afrika-Reporter:
5 Minuten
July 30, 2022, Nakuru, Rift Valley, Kenya: A participant holds a placard saying ''let peace win'' during a peace concert held to preach peace and harmony ahead of Kenya's August General Election. Kenyans will be going to the polls to choose their preferred president and members of both the national and county assemblies. (Credit Image: © James Wakibia/SOPA Images via ZUMA Press Wire

Am kommenden Dienstag findet in Kenia ein Mega-Wahltag statt. Gewählt werden ein neuer Präsident – die vier Kandidaten sind alle Männer -, ein neues nationales Parlament, 47 Lokalparlamente sowie deren Frauenvertreterinnen und Gouverneurïnnen. Die Wahl gilt mit Kosten von geschätzt rund einer Milliarden US-Dollar als die teuerste in der kenianischen Geschichte. Nach Angaben der Wahlkommission liegt der hohe Preis vor allem daran, dass das Wahlmaterial im Ausland eingekauft wurde. Vor allem junge Menschen scheinen sich kaum für die Wahl zu interessieren. Das ist ein schlechtes Zeichen für die kenianische Demokratie, denn mit einem Durchschnittsalter von 20 Jahren hat Kenia eine junge Bevölkerung. 22 Millionen Menschen haben sich für die Wahlen registriert, bei einer Bevölkerung von 54 Millionen.

Warum interessieren sich so wenige Menschen dafür, wer ihre Geschicke lenkt? Warum ist die Wahl in Kenia für Deutschland interessant? Und worum geht es überhaupt? Antworten auf Ihre wichtigsten Fragen.

Wer sind die wichtigsten Kandidaten im kenianischen Kampf um das Präsidentenamt?

Der Wahlkampf hat die Schlagzeilen seit Monaten dominiert. Im Mittelpunkt stand dabei der Rosenkrieg zwischen dem scheidenden Präsidenten Uhuru Kenyatta (60) und seinem Vize William Ruto (55). Obwohl Kenyatta Ruto seine Unterstützung im Rahmen eines Deals ursprünglich zugesagt hatte, sprach er sich vor einigen Monaten für den langjährigen Oppositionspolitiker Raila Odinga (77) als seinen Nachfolger aus – nach einer bühnenreifen Versöhnung namens „the handshake“. Warum es zum Zerwürfnis zwischen Kenyatta und Ruto kam, ist nicht bekannt. Der anhaltende öffentliche Streit zwischen dem Präsidenten und seinem Vize veranlasste die Bischöfe von Kenia dazu, in einer Mitteilung von den beiden zu fordern, sie sollten einen friedlichen Machtübergang garantieren – wer auch immer die Präsidentschaftswahl gewinnt. Prognosen zufolge wird das Rennen zwischen Odinga und Ruto ausgesprochen knapp. Die beiden anderen Kandidaten sind der Jurist und Pastor David Mwaure Waihiga sowie George Wajackoyah, der sich vor allem bei Vorschlägen zu Quellen weiterer Staatseinnahmen als kreativ erwies: Kenia könne Schlangengift, Hyänen-Hoden und Marihuana verkaufen.