Jüdisches Leben in Deutschland: „Es ist einfach, über den Antisemitismus der Anderen zu sprechen“

Sein Buch „Ein Jude in Neukölln“ war ein flammender Appell für den interreligiösen Austausch. Wie blickt Autor Ármin Langer heute auf antisemitische Gewaltausbrüche in Deutschland? Ein Gespräch mit dem Rabbiner und Soziologen, der Judenhass nicht als „Importware“ sehen möchte – und der sich mehr Solidarität mit der palästinensischen Zivilbevölkerung wünscht.

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Ármin Langer, Autor des Buches „Ein Jude in Neukölln“, steht mit verschränkten Armen vor einer unscharf im Hintergrund verschwindenden Landschaft, den Blick nachdenklich zur Seite gerichtet.

Vor sieben Jahren entwarf Ármin Langer in seinem autobiografischen Buch „Ein Jude in Neukölln“ seine Vision für ein gutes „Miteinander der Religionen“. Wie sieht er die Ereignisse in seiner früheren Heimat nach der Eskalation des Nahost-Konflikts? Langer lebt inzwischen in den USA, ist jedoch regelmäßig in Berlin zu Besuch. Immer wieder spielte der 33-Jährige mit dem Gedanken, ganz zurückzukehren, doch was sich in Deutschland nach den Terrorangriffen der Hamas auf Israel getan hat, stimmt ihn nachdenklich. Seine größte Sorge gilt einer Spaltung der Gesellschaft: „Wenn SPD-Kanzler Olaf Scholz jetzt schnellere Abschiebungen fordert, in einer Rhetorik, zu der sonst nur die AfD greift, dann bereitet mir das Sorgen“, sagt er. Ein Interview.