Martin Luthers Parteinahme im Bauernkrieg: „Würget, schlaget, stechet!“

Vor 500 Jahren stellte sich der Reformator Martin Luther im Bauernkrieg mit einer radikalen Schrift gegen die Bauern. Im Interview erklärt Thomas T. Müller, Vorstand der Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt, die Hintergründe.

vom Recherche-Kollektiv Über Geschichte:
6 Minuten
Rechts ist Thomas T Müller zu sehen, links im Hintergrund etwas verschwommen eine Büste des Reformators Martin Luther

Im Bauernkrieg 1525 schlachteten die Heere der Fürsten in Mittel- und Süddeutschland zehntausende Bauern ab. In die entscheidenden Wochen des Krieges fällt Martin Luthers Schrift „Wider die stürmenden Bauern“, die später unter dem Titel „Wider die mörderischen und räuberischen Rotten“ der Bauern bekannt wurde. Darin ruft der Reformator die Fürsten zu jener brutalen Gewalt gegen die Bauern auf. Im Interview erklärt Thomas T. Müller, Vorstand der Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt, wie es zu Luthers Äußerungen kam.

RiffReporter: Der Bauernkrieg jährt sich zum 500. Mal. Kurz vor der Schlacht von Frankenhausen im Mai 1525 verfasste Martin Luther die Schrift „Wider die stürmenden Bauern“, die später unter dem Titel „Wider die mörderischen und räuberischer Rotten der Bauern“ bekannt wurde. Luther stellt sich darin gegen die aufständischen Bauern und auf Seite der Fürsten. Wie macht er das?

Thomas T. Müller: Luther äußert sich sehr, sehr radikal. Er erklärt, dass man die aufständischen Bauern totschlagen müsse wie tollwütige Hunde. Und denjenigen, die auf Fürstenseite gegen die Bauern ins Feld ziehen und dabei umkommen, verspricht er eine Art Märtyrertod.

Können Sie sich an Ihre erste Lektüre dieser Schrift erinnern?

Als ich die Schrift das erste Mal gelesen habe, war ich geschockt über das, was der Reformator von sich gegeben hat.

War das auch für die Bauern ein Schock?

Insbesondere die süddeutschen Aufständischen, die die Memminger Artikel und später die Bundesordnung formuliert haben, blickten mit großer Hoffnung auf Luther und die Reformation. Sie haben sich in ihren Texten sogar dezidiert auf Luther berufen.

Ausstellungen zum Bauernkrieg in Sachsen-Anhalt

Zahlreiche Museen in Deutschland erinnern derzeit an 500 Jahre Bauernkrieg. Die Ausstellung „1525! Aufstand für Gerechtigkeyt“ in Luthers Sterbehaus in Eisleben ist eine davon. Als Mitmachausstellung richtet sie sich besonders an jüngere Besucher. Die Gäste erwartet ein begehbares, dreidimensionales Brettspiel vor historischer Kulisse. Per Zufall wird ihnen eine Figur zugeordnet, aus deren Sicht und Lebenssituation sie die Zeit erleben. An verschiedenen Orten in Eisleben können die Besucher dann in ihrer Rolle Aufgaben erledigen und dabei erleben, ob die eigenen Entscheidungen für eine gerechtere Welt sorgen. Auch in Luthers Elternhaus in Mansfeld versetzen Comics und interaktive Mitmachstationen die Besucher ins 16. Jahrhundert.

Teile der Ausstellung „“1525! Aufstand für Gerechtigkeyt" in Eisleben: Im Hintergrund eine nachgebaut mittelalterliche Stadt mit Türmen und Stadtmauern, vorne links Spielfiguren.
Blick in die Ausstellung „1525! Aufstand für Gerechtigkeyt“ in Eisleben
Sie haben Feedback? Schreiben Sie uns an info@riffreporter.de!