Anti-LGBTQ-Gesetze in Afrika: Evangelikale Gruppen aus den USA nehmen Einfluss

In Uganda gilt eins der härtesten Anti-LGBTQ-Gesetze der Welt, in bestimmten Fällen kann auch die Todesstrafe verhängt werden. Evangelikale US-amerikanische Christen haben die Kampagnen dafür viele Jahre lang massiv gefördert.

vom Recherche-Kollektiv Afrika-Reporter:
8 Minuten
Vier dunkelhäutige Demonstrantinnen halten ein Schild hoch auf dem steht: Fight Uganda’s Anti-Homosexuality Death Penalty Law. Im Hintergrund sind hellhäutige, vermutlich britische Unterstützerinnen und Unterstützer der Proteste zu sehen.

An einem der Tische im Garten eines Restaurants in der ugandischen Hauptstadt Kampala sitzt ein Mann Anfang 50, man ist geneigt, ihn einen „Herrn“ zu nennen, einen Gentleman. Er trägt ein weißes Hemd, eine Krawatte und ein dunkles Jackett, das er trotz der Hitze nicht abgelegt hat. Er heißt Fox Odoi-Oywelowo, ist Rechtsanwalt und seit 2011 Abgeordneter der Regierungspartei im ugandischen Parlament. Seit 2021 sitzt er dem Menschenrechtsausschuss vor. Am Vormittag hat er an einer Parlamentssitzung teilgenommen, nun nimmt er ein leichtes Mittagessen zu sich. Mit der Bedienung wechselt er interessierte und freundliche Worte.

Man könnte meinen, dass einer wie er Respekt genießt und in der Mitte der Gesellschaft steht. Doch wenn der Jurist im Parlamentsgebäude den Aufzug betritt, verlassen alle anderen die Kabine. Und wenn er in den Gängen des Parlaments jemandem die Hand zum Gruß hinhält, wird sie regelmäßig ausgeschlagen. Denn Odoi-Oywelowo ist dafür bekannt, dass er die Rechte von queeren Menschen verteidigt.

Schikaniert, verhaftet, vertrieben

Der Parlamentarier blickt von seinem Omelett auf. „Mitglieder der radikalen Gruppen, die gegen Menschenrechte kämpfen, rufen mich fast täglich an, um mich zu beleidigen und mir zu drohen“, erzählt er zwischen zwei Bissen. „Zum Beispiel damit, dass sie mich steinigen werden.“ Natürlich treffe er Vorsichtsmaßnahmen. „Aber ich habe beschlossen, mich nicht ständig mit der Sorge um mein Überleben zu befassen.“ Denn es gebe „Menschen, die weitaus schlimmeren Übergriffen ausgesetzt sind als ich“, nämlich die queere Gemeinschaft. Deren Mitglieder würden „schikaniert, verhaftet, aus ihren Wohnungen vertrieben“.

Trotz seiner privilegierten Stellung ist Odoi-Oywelowo häufig ein Außenseiter. So wie am 2. Mai 2023, als das ugandische Parlament über ein Gesetz abstimmte, das die ugandische Gesellschaft schon lange bewegt hatte: den „Anti-Homosexuality Act“. Das Gesetz sieht für manche Fälle sogar die Todesstrafe vor, zum Beispiel für gleichgeschlechtlichen Sex mit Minderjährigen oder Personen über 75 Jahren. Konservative, meist religiöse Gruppen fordern die Todesstrafe für Homosexualität schon seit Jahren. Sie behaupten, Homosexuelle würden Kinder „rekrutieren“ und dadurch erst zu Homosexuellen machen, sie seien außerdem Vergewaltiger und Kinderschänder. In einer zutiefst religiösen Gesellschaft haben die Worte der Pastoren und Imame Gewicht. 340 Abgeordnete stimmten für das Gesetz, nur Fox Odoi-Oywelowo stimmte dagegen.

Ein Blick von oben in das ugandische Parlament, am oberen, schmalen Ende des Bildes ist in der Ferne die Parlamentssprecherin zu sehen, die die Sitzungen leitet. Die Abgeordneten sitzen in vier Reihen entlang der holzgetäfelten Wände. Der Raum wirkt gediegen.
Ein Blick in das ugandische Parlament. Es stimmte für ein Anti-LGBTIQ-Gesetz, das nun in bestimmten Fällen die Todesstrafe für Homosexualität vorsieht.
Sie haben Feedback? Schreiben Sie uns an info@riffreporter.de!