Wie sich die Trockenheit 2018 auf den Rhein ausgewirkt hat

Lieferengpässe und Wanderhemmnisse für Fische

vom Recherche-Kollektiv Flussreporter:
8 Minuten
Braune Spundwand rechts von einem Fluss und links von einer Hafeneinfahrt mit Niedrigwasser.

Von Juni bis mindestens Ende November dauerte im Jahr 2018 das Niedrigwasser in Deutschlands Flüssen an. Am Beispiel Rhein zeigt sich: Sie wurden zu Anschauungsobjekten für die Folgen des Klimawandels.

Eigentlich hätte es Mitte November 2018 eine Flussreporter-Geschichte über ein Ereignis geben sollen, das deutlich macht, wie sehr Flüsse Nachbarn verbinden und wie sehr sie ihre Anrainer mit der weiten Welt verbinden: In den Niederlanden sollte in einem der großen Gezeitensperrwerke des Landes, dem Haringvlietdam, eine große Lücke für wandernde Fische geöffnet werden. Dann könnten sie aus den Weiten des Ozeans durch Rhein und Maas besser als bislang bis weit hinauf in holländische, belgische, deutsche, luxemburgische, französische sowie Schweizer Nebenflüsse und Bäche und zurück ziehen. Eine richtig große Sache, auf die viele Jahre lang hingearbeitet wurde. Doch die „Öffnung“ war eine rein symbolische Zeremonie. Die riesigen Hubtore blieben vorerst geschlossen, weil der Rhein zu wenig Wasser führte. Seit Juni hatte es in Deutschland viel weniger geregnet als im langjährigen Durchschnitt.

Ende Juni 2018 gab die Bundesanstalt für Gewässerkunde (BafG) in Koblenz den ersten Niedrigwasserbericht für die Bundeswasserstraßen in Deutschland heraus. Besonders niedrig stand das Wasser zu dem Zeitpunkt schon in Elbe, Oder, Aller, Main und Neckar. Auf dem Rhein zeichneten sich für die zweite Juliwoche für die Schifffahrt erste Behinderungen ab. Am 19. Oktober berichtete die Behörde für einige Pegel die niedrigsten Wasserstände im Rhein seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1820. Die Pegel sind vor allem für die Schifffahrt ein wichtiges Maß. Doch Pegel können sich im Lauf der Zeit schon allein deshalb ändern, weil sich der Fluss tiefer eingräbt oder weil er ausgebaggert wird. Ein Maß, das den direkten historischen Vergleich zulässt, ist die Wassermenge, die vorbeifließt. Seit 1820 ist schon oft bei Kaub am Mittelrhein weniger Wasser den Rhein hinunter geflossen als in diesem Jahr. Der diesjährige Wert markiert Platz 13 auf der Rangliste der niedrigsten Wassermengen. Die Werte für Kaub sind eine wichtige Vergleichsgröße, weil der Fluss dort über felsigen Untergrund fließt, der sich auf lange Sicht kaum verändert.

Klimawandel ist spätestens seit dem Sommer und Herbst 2018 für viele Menschen in Deutschland kein abstrakter Begriff mehr.

Während der langen Periode der Hitze und Trockenheit in diesem Jahr konnten die Bewohner Deutschlands unter anderem am Rhein mit eigenen Augen sehen, was es bedeutet, wenn es sehr viel länger trocken und warm ist als man das bislang in unseren Breiten kannte.

Hafenmole mit vielen Rohrleitungen steht frei auf einer Kiesbak in einem Fluss. In Hintergrund sind der Fluss, Strommasten, große Tanks und eine weitere Anlegestelle zu erkennen.
Gähnende Leere im Ölhafen der größten Raffinerie Deutschlands in Wesseling zwischen Bonn und Köln. Tankschiffe, die dort Kraftstoffe für den Weitertransport auf dem Rhein laden, machten während des Niedrigwassers dort nur sporadisch fest.
Tomatenstaude mit  unreifen Tomaten auf einem Kiesbett, mit einem Fluss im unscharfen Hintergrund.
Auf einer trockengefallenen Kiesbank im Rhein bei Bonn hatten Tomaten 2018 genug Zeit, auszukeimen, anzuwachsen und noch im November Frucht zu tragen.