Der ideale Wald

Wie Menschen den Wald wahrnehmen, ist nicht nur eine Frage der Ästhetik.

von Jens Eber
13 Minuten
Blick auf ein Waldgebiet auf der Schwäbischen Alb. Im Vordergrund sind Wiesen zu sehen..

Beim Waldspaziergang zieht etwas meinen Blick ein, zwei Meter nach rechts ins Gras. Ein Kitz liegt dort, es scheint zu schlafen. Ich nähere mich so leise wie möglich. Es liegt auf der Seite, den Kopf auf einen Ast gebettet, die Läufe lang ausgestreckt. Ein sehr friedlicher Anblick. Ach, Waldromantik!

Dann erst sickert mir ins Bewusstsein, was alles an diesem Bild nicht stimmt. Das Kitz müsste längt aufgesprungen und weggerannt sein. Nur in den ersten Lebenstagen bleiben sie bei Gefahr geduckt im Gras liegen und verlassen sich auf die Tarnwirkung ihrer gescheckten Fellzeichnung. Sein Fell ist durchnässt, es wirkt stumpf. Im offen stehenden Auge krabbeln Fliegen umher.

Das Kitz ist tot. Eine Verletzung ist nicht zu sehen, kein Indiz will erklären, woran es starb. Rational betrachtet ist mir klar, dass das Sterben im Wald zum natürlichen Kreislauf gehört. Aber es erscheint mir als Waldbesucher so fremd, dass da ein Kadaver direkt neben dem Spazierweg liegt. Müsste man das jetzt dem Förster melden? Ist es zu akzeptieren, dass Natur in diesem Kontext nicht nur blühende Wegbegleiter, zwitschernde Vögel und hoch aufragende Bäume bedeutet?

Überhaupt – was ist denn natürlich an diesem Wald?

Ein aus Fichten bestehender Wald. Die Sonne scheint durch die Baumkronen.
Fichtenwald in der Morgensonne.
Blick auf hohe Laubbäume.
Ein etwa 100-jähriger Buchenwald im Herbst.
Wissenschaftler steht vor einer Landkarte.
Prof. Dr. Dr. Olaf Kühne von der Universität Tübingen.
Ein Wald aus Fichten. Zwischen den Bäumen ist Nebel zu sehen.
Fichtenwald (Monokultur) im Herbstnebel.
Ein Waldarbeiter zersägt Bäume, im Hintergrund steht eine Forstmaschine.
Forstarbeiter sortieren und zerteilen gefällte Laubbäume bei einer Durchforstung.
Ein Stapel aus Baumstämmen.
Gestapeltes Nadelholz für die Papierindustrie.
Schild an einer Buche. Es weißt auf das Ruhegebot im Wald hin.
Da fehlt was… Der Verfasser dieses Schilds, mutmaßlich ein Jäger, wollte die Erholung Suchen verpflichten, aufs Wild Rücksicht zu nehmen. Es blieb nur dieser Rest.