Schafft es Plastik bis ins Trinkwasser?

Wohin Kunststoffe in der Umwelt wandern und wie gut die Natur das Grundwasser schützt

von Anja Krieger
14 Minuten
Eine junge Frau schöpft mit den Händen frisches Wasser aus dem Strahl eines Brunnens.

Mikroplastik ist fast überall, im Meer, in Flüssen, im Boden und in der Luft. Doch beim Trinkwasser kommt es an seine Grenzen – dank einer Kombination aus natürlichen Filterprozessen und menschlicher Technik.

Die Wissenschaftlerin Chelsea Rochman und ihr Kollege Timothy Hoellein nennen es „die globale Odyssee des Mikroplastiks“: Kleinste Teile von Kunststoffen, wie der Abrieb von Autoreifen, die Fasern synthetischer Kleidung oder die Fragmente von Verpackungen und Gegenständen aus Plastik, machen sich auf große Reise um die Welt. Sie wandern von Ort zu Ort, von Flüssen ins Meer, durch die Luft in den Boden, aus dem Schnee auf das Eis.

Parallel zu den natürlichen Kreisläufen auf der Erde sind neue, menschengemachte Kreisläufe entstanden. Es sind Wanderungen von Stoffen, die die Menschen in die Welt gesetzt haben. Den reiselustigen Überresten des synthetischen Zeitalters scheinen kaum Grenzen gesetzt.

Mikroplastik kommt einfach überall hin. Oder doch nicht?

Zu Plastik in der Umwelt liest man selten gute Nachrichten, aber hier ist eine: Es gibt tatsächlich Orte, die Mikroplastik nicht so leicht erreicht, die den kleinen Partikeln und Fasern Grenzen setzen. Diese Orte befinden sich unter der Erde im Gestein, und sie versorgen Milliarden Menschen mit dem lebensnotwendigen Gut Trinkwasser.

Eine ziemlich geniale Einrichtung sorgt dafür, dass es so sauber wie möglich bleibt und sich nur wenige Partikel von der Oberfläche dorthin verirren – die Natur selbst.

Ein glasklarer Quellteich in den Bergen.
Wasser nahe der Quelle in den Bergen des Machairas-Waldes auf der Insel Zypern.
Zwei Männer an einem mit Plastikmüll verschmutzten Fluss in Malawi. Einer hat eine Mülltüte in der Hand, der andere sammelt den Abfall ein.
Nahe Blantyre in Malawi sammeln Anwohner Plastikmüll aus einem Fluss.
Kleinste Plastikpartikel auf einer Fingerspitze
Mikroplastik: In kleinen Partikeln gelangen Kunststoffe zum Beispiel aus Duschgel und Reifenabrieb auf verschiedensten Wegen in die Umwelt.
Kleinste Plastikteile zwischen Sandkörnern.
In den meisten Gegenden der Welt ist Plastik in der einen oder anderen Form allgegenwärtig – wie hier in einer Sandprobe aus Portugal. Doch das Grundwasser ist gegen Kunststoffe erstaunlich gut abgeschirmt.
Sauberes Wasser in einer unterirdischen Betonkammer.
Der Wasserspeicher in Krottenbach fasst Millionen Liter Trinkwasser für die Stadt Nürnberg. Er speichert Grundwasser aus dem rund 100 Kilometer entfernten Wasserwerk Genderkingen im Donau-Lech-Dreieck.
Eine Frau mit Handschuhen nimmt an einer großangelegten Säuberungsaktion am verschmutzten Uru Uru-See teil.
Plastik, so weit das Auge reicht. Am Uru-Uru-See in Bolivien haben sich über viele Jahre Plastikabfälle angesammelt. Diese Frau nimmt Anfang April 2021 an einer großangelegten Sammelaktion teil.
Plastikflaschen bis zur Decke gestapelt im Supermarkt.
Wir sind es gewohnt, Wasser aus Plastik zu trinken. Forschende untersuchen, ob Stoffe von der Verpackung ins Wasser übergehen.