Neue Rote Liste der Insekten: Ein Viertel der untersuchten Arten ist bedroht

Viele Käferarten sind unter Druck. Für Insekten in und an Gewässern zieht das Bundesamt für Naturschutz eine gemischte Bilanz

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Ein glänzender blauschwarzer Käfer auf Waldboden

Der Rossmistkäfer (Geotrupes stercorarius) gehörte einmal zu den häufigsten großen Mistkäferarten in Deutschland; er war auf den meisten Viehweiden zuhause. Das ist längst vorbei. Heute nennt ihn das Bundesamt für Naturschutz (BfN) als Beispiel einer Insektenart, die besonders rar geworden ist. In den nördlichen Bundesländern haben Entomolog*innen das Insekt seit der Jahrtausendwende nicht mehr gefunden. Darum ist er auf der Roten Liste Deutschlands als „stark gefährdet“ eingestuft. Das BfN hat die überarbeitete Liste für Insekten am heutigen Mittwochvormittag veröffentlicht. Ergebnis: Gut ein Viertel der untersuchten Arten sind in ihrem Bestand gefährdet.

Der Rossmistkäfer ist nur eine von 15.000 Arten wirbelloser Tiere, zu denen die Rote Liste Informationen liefert. Neben 14.000 Insekten umfasst die Liste auch Schnecken oder Würmer. Für viele dieser Tiere sieht es düster aus: Fast 30 Prozent der untersuchten Arten fallen in die Kategorien „Vom Aussterben bedroht“, „Stark gefährdet“, „Gefährdet“ oder „Gefährdung unbekannten Ausmaßes“. Insgesamt verzeichnen die Entomolog*innen für die meisten Insektenarten eine Stagnation oder einen Rückgang – und bestätigen einmal mehr die Beobachtungen der Forscher vom Entomologischen Verein Krefeld zum Insektenschwund.

Allerdings gibt es große Unterschiede: Bei einer Reihe von Arten haben sich die Populationen positiv entwickelt; sie sind gleichgeblieben oder wachsen sogar wieder. Daraus schließen die Verantwortlichen im BfN, dass Naturschutzmaßnahmen Erfolg hatten.

Ein schmales Insekt mit langen dünnen Beinen krabbelt über einen mit flechten bedeckten Ast. Es ist hellgrün-schwarzbraun gescheckt.
Die Weichwanzenart Phytocoris hirsutulus ist an den flechtenbewachsenen Stämmen und dicken Ästen alter Obstbäume zu finden – wenn man genau hinschaut. Das Insekt ist in ganz Deutschland stark gefährdet. Den Rückgang führt das BfN auf die Überalterung und den Verlust von Streu- obstwiesen zurück. Die Wanze hat in Deutschland ihr wichtigstes Verbreitungsgebiet.
Ein Käfer mit gelb bepelztem Rücken und gelb schwarz gestreiften Flügeldecken auf einem Gänseblümchen
Der Bestand des Glattschienigen Pinselkäfers entwickelt sich positiv: Erst vor etwa 60 Jahren gelangte diese Rosenkäferart in den Raum Berlin. Von dort aus breitete er sich rasch nach Süden und Westen aus und kommt mittlerweile in Sachsen, Thüringen und Nordhessen vor. Ursprünglich besiedelte das Insekt halboffene Landschaften. Jetzt lebt er auch in Gärten und hat damit eine Nische in der Nähe des Menschen gefunden. Der ehemals gefährdete Käfer ist mittlerweile mäßig häufig und ungefährdet.