Stromausfälle und Flügelkämpfe in Südafrika: Geht der alten Befreiungsbewegung die Energie aus?

Gleiche Chancen für alle und eine bessere Zukunft. Das waren einmal Versprechen des ANC. Nach Jahrzehnten an der Regierung aber herrschen Korruption und Flügelkämpfe vor. Darunter leidet das ganze Land. Teils still, teils kämpferisch.

vom Recherche-Kollektiv Afrika-Reporter:
5 Minuten
An einer Mauer hängen verwitterte Wahlplakate von vorherigen Abstimmungen.

Angespannt ist Südafrika ins neue Jahr gestartet. Viele Bürger und Bürgerinnen sehen 2023 mit großen Sorgen entgegen. Angesichts von Armut, Kriminalität, Arbeitslosigkeit, Wirtschaftskrise, Korruption und täglichen Stromausfällen, die nur am Weihnachtstag ausgesetzt wurden. Es ist kein Wunder, dass in der Bevölkerung keine Feierstimmung aufkommt, wenn die Regierungspartei ANC am Wochenende ihren 111. Geburtstag feiert, denn die ehemalige Befreiungsbewegung wird maßgeblich für die düsteren Aussichten des Landes verantwortlich gemacht.

Der ANC regiert seit der demokratischen Wende 1994 mit absoluter Mehrheit. Doch statt sich um die Entwicklung des Landes und das Wohl der Bevölkerung zu kümmern, hätten die Politiker*innen an der Macht nur ihren eigenen Vorteil im Blick, so ein verbreiteter Vorwurf, der regelmäßig sowohl von Bürger*innen als auch von politischen Beobachter*innen geäußert wird. Innerparteiliche Flügelkämpfe lähmen die Regierungsarbeit, Korruption und Misswirtschaft sind verbreitet, die Stromausfälle eine ständige Erinnerung daran.

Kriminelle Syndikate könnten Südafrika „unregierbar“ machen

Der hochverschuldete staatliche Stromkonzern Eskom schreibt in seinem Jahresbericht selbst über das besorgniserregend „hohe Niveau von Betrug und Korruption“ und Sabotageakten im Unternehmen. Dazu gehören Fälle, bei denen Maschinen mutwillig beschädigt werden, Zulieferer werden bezahlt, ohne zu liefern, Kohletransporte mit Steinen versetzt, um Kraftwerke zum Stillstand zu bringen. Der scheidende Konzernchef André de Ruyter sprach bei einer Pressekonferenz von „kriminellen Syndikaten“, die den Konzern im Griff hätten und warnte: Südafrika könne „unregierbar“ werden, wenn diese Probleme nicht endlich gelöst würden. Doch wie das gelingen soll, ist unklar.