Unsere Watchlist – was kommt nach Corona?

Wir können aus dem plötzlichen Corona-Ausbruch einiges lernen. Eine Watchlist, damit die Krise viele positive Folgen zeigt.

vom Recherche-Kollektiv die ZukunftsReporter:
7 Minuten
Abstraktes Foto des Corona-Virus unter dem Mikroskop. Der Artikel handelt über die Folgen und das Lernen aus der Epidemie

Die Welt arbeitet wegen des Corona-Virus im Krisenrhythmus. Wir alle versuchen gerade mit dem drastischen Wandel im gewohnten Alltag klarzukommen. Der Blick der ZukunftsReporter richtet sich bereits auf die Zeit danach. Wir haben viele Diskussionen verfolgt. Unsere These: Wir können und müssen aus dem plötzlichen Ausbruch der Corona-Pandemie mehr lernen als nur die richtige Hygiene beim Händewaschen. Welche Veränderungen sollten wir beibehalten? Was hat gefehlt? Woran müssen wir arbeiten? Wir erstellen hier eine Watchlist. Wir ZukunftsReporter sammeln darin die Themen, die wir weiter beobachten und stimulieren wollen. Damit die Corona-Krise möglichst viele positive Folgen zeigt.

Home office ist im deutschen Arbeitsmarkt nicht mehr nur ein Sonderfall, sondern eine reguläre Option für alle Arbeitnehmer.

Mehrere Wochen haben die Unternehmen und die Menschen in Deutschland durch die Corona-Krise Erfahrungen im Umgang mit Home office und Videokonferenzen gemacht. Das geschah nicht freiwillig, aber wir sollten die gewonnenen Erfahrungen auswerten. Angenehm gestaltetes Home office kann die Umwelt schonen und die Work-Life Balance verbessern. Im Schnitt verbringen die Autofahrer in Deutschland jedes Jahr mehr als 46 Stunden im Stau, ein großer Teil dieser Lebenszeit geht auf dem Weg zur Arbeit verloren. Aber eine Studie der Hans-Böckler-Stiftung zeigt: Flexibles Arbeiten führt nicht automatisch zu mehr Freizeit. Im Home office machen Männer mehr Überstunden, Frauen sind gestresster, weil sie versuchen, Kinderbetreuung und Beruf gleichzeitig unter einen Hut zu bringen. Viele Menschen vermissen die Kollegen, andere genießen es, den Tag freier gestalten zu können. Firmen und Arbeitnehmer müssen ihre Routinen für die Büroarbeit zu Hause noch entwickeln. Nicht zuletzt müssen auch die Rahmenbedingungen stimmen: die steuerliche Gleichstellung, die richtige Ausrüstung mit Software und Hardware und eine gute und gesicherte Datenübertragung.

Die Digitalisierung ist mehr als nur eine Aufgabe für die Wirtschaft, sondern dringend notwendig für Deutschlands Schulen, Universitäten und den Kulturbetrieb.

Während der Corona-Krise zeigt sich die Bedeutung der Digitalisierung nicht nur für die Wirtschaft: Das Internet verzeichnet hohe Zugriffszahlen als Informationsquelle und für Konzerte im Livestream. Messenger und soziale Medien erweisen sich als der wesentliche Weg zur Kommunikation in Zeiten der Ausgangsbeschränkung. Deutschlands Schulen waren darauf schlecht vorbereitet, das gesteht sogar die Bundesregierung ein: „Die Erfahrungen sind unterschiedlich, Vorteile haben Schulen, die schon länger auf digitale Techniken setzen.“ Vielerorts mussten Eltern die Rolle als Lehrer übernehmen. Universitäten versuchen jetzt, ihre Veranstaltungen für das Sommersemester wenigstens als Online-Kurse anzubieten. So begrüßenswert das kurzfristige Engagement von Einzelnen ist, besser wäre ein Konzept, wie Online-Bildung in Deutschland als Ergänzung zu Präsenzunterricht eingesetzt werden kann – angepasst an verschiedene Schulformen, an den Bedarf der Schüler und Studierenden, entwickelt von Experten für digitales Lernen.

Benötigen wir ein Europäisches Zentrum zur Infektionsabwehr?

Die Corona-Krise hat uns gezeigt, welcher Schaden durch eine Epidemie entstehen kann, wenn das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben lahmgelegt werden. Weitere Gesundheitsgefahren sind längst bekannt: beispielsweise fehlen Antibiotika zur Behandlung von Krankheiten, die durch resistente Bakterien ausgelöst werden. Zudem scheint die Entwicklung von Impfstoffen und Medikamenten selbst in Krisenzeiten in der Hand von kleinen Firmen und Startups zu liegen. Besser wäre eine europäische Initiative zum Schutz vor Infektionskrankheiten. Dort würden die besten Forscher arbeiten und mit staatlichem Geld beispielsweise neue Wirkstoffe für Antibiotika entwickeln (wird derzeit nicht gemacht) oder Arzneien, die die Vermehrung von Viren hemmen. Zu den Aufgaben würde außerdem zählen, in Kooperation mit der WHO möglichst schnell einen Test für aktuelle Bedrohungen durch Viren und Bakterien zu entwickeln und ihn bei Bedarf millionenfach produzieren zu lassen. Auch die Entwicklung eines Impfstoffs könnte in den Händen dieses Zentrums liegen.