Datenkontrolle wie sie im Buche steht

Ein Aufruf zum Digitalgipfel der Bundesregierung

vom Recherche-Kollektiv die ZukunftsReporter:
5 Minuten
Die Handschrift aus dem Palast des Inquisitors auf Malta listet Verfahren gegen Ketzer auf.

Was können wir tun, um die Kontrolle über unsere Daten zurückzugewinnen? Zum Digitalgipfel der Bundesregierung fassen wir drei Vorschläge zusammen: mehr Wettbewerb, mehr Wahlmöglichkeiten für die Kunden – und ein Daten-Tüv.

„Google, komm nach Nürnberg“, so ist dieser Tage eine Pressemitteilung überschrieben. Darin wirbt der Initiator des Nürnberg Digital Festivals, Ingo Di Bella, für den Standort Franken: „Anders als in Berlin-Kreuzberg, wo die Pläne von Google, einen Campus zu eröffnen, von Bürgerprotesten durchkreuzt wurden, sieht Di Bella in Nürnberg offene Türen und ein perfektes Umfeld für Unternehmen, die an der Spitze der Digitalisierung stehen.“ Die Rekordteilnehmerzahl von mehr als 10.000 Besuchern im Oktober beim Festival zeige, dass die Metropole „in der digitalen Epoche angekommen“ sei. Die Stadt wiederum wirbt damit, ein „Epizentrum für Digitalisierung“ zu sein. Mit Daten, das macht diese Werbekampagne deutlich, lässt sich wirklich viel Geld verdienen – aber nicht in Deutschland.

Zumindest die Bundesregierung hat die Rufe gehört und lädt am 3. und 4. Dezember zum Digitalgipfel nach Nürnberg ein: Mit rund 1000 Gästen möchte sie über das Schwerpunktthema Künstliche Intelligenz (KI) sprechen, vor allem über die Auswirkungen auf die Arbeitswelt, die Mobilität und die Gesundheit. Erst kürzlich hat sie eine Strategie zu diesem Thema verabschiedet, mit der sich Deutschland in der Forschung stärker hervortun soll. Eines der 14 Ziele dieser Strategie lautet sogar: „Wir wollen eine europäische Antwort auf datenbasierte Geschäftsmodelle und neue Wege der datenbasierten Wertschöpfung finden…“. Es geht also nicht nur darum, mit Google Geschäfte zu machen, sondern auch selbst mit Daten zu handeln.

Mehr Vielfalt würde der Branche guttun, denn Monopole sind anfällig für Missbrauch. In George Orwells Roman „1984“ wird der Fernseher vom Staat kontrolliert – und zu Propagandazwecken und zur Überwachung eingesetzt. Wohin eine Übermacht der großen IT-Konzerne führen könnte, hat der RiffReporter Christian Schwägerl in einem ähnlich düsteren Szenario ausgemalt. Ein etwas naiver Nutzer versucht darin, sich einer Widerstandsbewegung gegen die Google Security International anzuschließen. Überwacht wird er noch von echten Menschen, doch man kann sich leicht vorstellen, dass Maschinen diese Aufgabe übernehmen.