Beobachtungstipp: Neptun im Visier

Am 7. Dezember weist Mars den Weg zum Neptun

von Stefan Oldenburg
3 Minuten
Neptun, am 22. August 1989 von Voyager 2 aufgenommen, zeigt wenig Detailreichtum – ähnlich wie der zuvor besuchte Uranus.

Neptun ist der viertgrößte Planet unseres Sonnensystems – und trotzdem können wir ihn mit bloßem Auge nicht sehen. Zu weit von der Sonne entfernt zieht der Gasriese gemächlich seine Bahn. Um ihn zu erspähen, brauchen wir mindestens ein Fernglas, besser noch ein Teleskop.

Allerdings muss man selbst mit Sehhilfe genau wissen, wo am Nachthimmel Neptun gerade zu finden ist. Selbst in großen Teleskopen erscheint der sonnenfernste Planet nur als ein bläuliches Scheibchen ohne Detailzeichnung und erst 1848 gelang es, Neptun zweifelsfrei als achten Planeten zu identifizieren.

Am Abend des 7. Dezember nun bietet sich unser Nachbarplanet Mars als Helfer an, um den lichtschwachen Neptun aufzufinden. Beide Planeten werden sich am Firmament so nahe begegnen, dass sie sich im Okular eines Fernrohrs selbst bei hoher Vergrößerung im selben Gesichtsfeld zeigen. Um dieses Himmelsschauspiel mit eigenen Augen zu bewundern, bietet sich der Besuch einer Volkssternwarte an.

Zu sehen sind Mars und Neptun.
Der Sternenhimmel am 7. Dezember 2018 gegen 18 Uhr MEZ. Standort: Frankfurt/Main. – Grafik: Stellarium / St. Oldenburg

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Zu sehen sind Mars und Neptun. Der rote Planet dient als Aufsuchhilfe für den am weitesten entfernten Planeten unseres Sonnensystems.
Ausschnitt: Mars und Neptun im umkehrenden Fernrohr am 7. Dezember 2018 gegen 18 Uhr MEZ. Der Durchmesser der roten Zielkreise beträgt 2°, 1° und 0,5°. – Grafik: Stellarium / St. Oldenburg

Neptun: reichlich weit entfernt

Die größte Annäherung beider Planeten findet am Taghimmel gegen 15 Uhr statt. Aber auch nach Ende der Dämmerung stehen Mars und Neptun noch sehr dicht beieinander. Wer gegen 18 Uhr ein Teleskop ins Sternbild Wassermann richtet, kann nur 3,7´ entfernt südwestlich (das ist im umkehrenden Teleskop auf „11 Uhr“) des 0.08 mag hellen Mars den fernen Neptun erkennen, dessen Helligkeit an diesem Abend 7.89 mag beträgt.

Es bleibt an diesem Abend ausreichend Zeit, den Lauf beider Planeten über den Südhimmel zu verfolgen und die geringe relative Bewegung beider Planeten zueinander zu beobachten, bis beide gegen 23:30 MEZ am Westhimmel untergehen.

Neptun ist derzeit etwa 28 Mal weiter von der Erde entfernt als Mars. Damit wir uns die Distanzen vorstellen können, welche zwischen uns und beiden Planeten liegen, lohnt ein Blick auf die Lichtlaufzeiten des von beiden Planeten reflektierten Sonnenlichts zur Erde. An diesem Abend betragen sie bei Mars 8 Minuten, 49 Sekunden und bei Neptun 4 Stunden, 9 Minuten.

Die drei Planeten Erde, Mars und Neptun im Größenvergleich. Der Erdmond ist nur ein kleines Kügelchen im Vergleich zum Gasriesen Neptun.
Größenvergleich Neptun (aufgenommen beim Vorbeiflug der NASA-Raumsonde Voyager 2 am 22. August 1989), Mars (aufgenommen mit dem Hubble Space Telescope am 18. Juli 2018), Erde (aufgenommen von Apollo 17 am 7. Dezember 1972) und Mond. Credit Neptun: NASA/JPL, Credits Mars: NASA, ESA, STScI, Credit Erde: NASA, Credit Mond: St. Oldenburg. Grafik: St. Oldenburg.

Neptun: Viermal größer als die Erde

Mit rund 49.500 Kilometern Durchmesser ist Neptun unwesentlich kleiner als Uranus, und knapp viermal größer als die Erdkugel. Ein reiner Zufall ist, dass das Größenverhältnis Neptun : Erde : Mond – großzügig geglättet – 16:4:1 beträgt.

Nach wie vor ist unser Wissen über Neptun dünn. Wie Uranus ist auch Neptun erst von einer einzigen Raumsonde erkundet worden. Die 1977 gestartete Voyager 2 passierte ihn nach 12 Jahren Flug durch das Sonnensystem, nachdem sie 1979 Jupiter, 1981 Saturn und 1986 Uranus Kurzbesuche abgestattet hatte. In nächster Annäherung flog die Voyager 2 am 25. August 1989 in nur knapp 5000 Kilometern Abstand über seinen Nordpol. Dieser Kurzbesuch genügte, um unter anderem 4 weitere der 14 inzwischen bekannten Monde zu entdecken und Entscheidendes über das erst in den 1980er Jahren bekannt gewordene Ringsystem Neptuns zu erfahren.

Konkrete Planungen für Missionen zu Uranus und Neptun gibt es derzeit nicht. Zumindest beauftragte die NASA das Jet Propulsion Laboratory vor drei Jahren damit, Sonden zu beiden äußeren Planeten zu planen. In jedem Fall vergehen bei Missionen zu weit entfernten Zielen mehrere Jahrzehnte vom Beginn der Planungen an bis zum Erreichen der Planeten. Die Früchte der Arbeit werden wohl erst spätere Generationen ernten – und dann von Uranus und Neptun ähnlich beeindruckende Erkenntnisse wie bei New Horizons und Pluto erhalten.

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Originalbeitrag für „Die Weltraumreporter“.

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