Der Sternenhimmel im Dezember 2017
Der Exzentriker
Im Dezember dürfen wir uns wieder auf Sternschnuppen freuen. Zur Monatsmitte ist der Meteorstrom der Geminiden aktiv. Sie kommen scheinbar aus dem Sternbild Zwillinge und erreichen ihr Maximum in der Nacht vom 13. auf den 14. Dezember. Bei dunklen, klaren Sichtbedingungen sind in der zweiten Nachthälfte um die 100 Meteore pro Stunde zu erwarten. Der Radiant wird gegen 2:00 Uhr in rund 70 Grad Höhe am Südhimmel stehen.Ein besonderes Schmankerl gibt es zudem für Asteroidenjäger: Der Mutterkörper der Geminiden, der Asteroid Phaethon, zieht just in diesen Tagen so nahe an der Erde vorbei, dass er sich bereits mit einem kleineren Amateurteleskop beobachten lässt. Unter den Staubquellen für Sternschnuppen ist er ein Außenseiter. Denn bei den meisten Meteorströmen sind es Kometen, die das Staubreservoir speisen.
Kometen bestehen aus einem Gemisch aus festerem Material, Staub und Eis. Geraten sie auf ihrer Bahn in Sonnennähe, heizt die Strahlung ihre Oberfläche derart auf, dass das Eis sublimiert und Gas und Staub in den Raum strömen. Auf diese Weise bilden sich die für Kometen typischen Merkmale Koma und Schweif heraus. Ein Großteil des dabei freigesetzten Staubs verteilt sich im Lauf der Zeit entlang der Kometenbahn und ihrer Umgebung, während der Kometenkopf selbst in kälteren Gefilden weit weg von der Sonne wieder vollständig gefriert. Gerät die Erde in die Nähe der Kometenbahn, treffen die Staubteilchen auf die Erdatmosphäre und verglühen dort als Sternschnuppen oder Meteore. Asteroiden hingegen haben eine festere, felsartige Konsistenz. Deshalb kann in Sonnennähe in der Regel kein Material verdampfen.
So zeigte Phaethon bei seiner Entdeckung im Jahr 1983 mit dem IRAS-Satelliten keinerlei Aktivität in Sonnennähe und wurde als Asteroid eingestuft. Er umläuft das Tagesgestirn mit einer Periode von 1,44 Jahren und kreuzt dabei die Erdbahn und gehört so zu der Gruppe der Apolloasteroiden. Allerdings verläuft seine Bahn wesentlich exzentrischer als diejenige von gewöhnlichen Asteroiden und ist gegenüber der Ekliptik um 22 Grad geneigt. Damit ähnelt sie eher dem Orbit eines Kometen.
Doch wenn Phaethon kein richtiger Komet ist, wie verstreut er dann das für die Geminiden ursächliche Material? Mit einer Entfernung von nur 0,14 AE (1AE= 1 Astronomische Einheit; entspricht 150 Millionen Kilometer) kommt er der Sonne im Perihel so nahe wie kaum ein anderer bekannter Asteroid. Vermutlich kann sich in dieser Region seine Gesteinsoberfläche so sehr aufheizen, dass sie sich stark ausdehnt und Teile von ihr abplatzen. Millimetergroße Teilchen streuen dann in die Umgebung und werden vom Strahlungsdruck der Sonne im Raum verteilt. Bei Phaethons Annäherung an die Sonne in den Jahren 2009 und 2012 haben Forscher tatsächlich einen Staubschweif beobachtet, der durch diesen Mechanismus zustande gekommen sein könnte. Ob dieser Prozess jedoch ausreicht, um das Staubreservoir der Geminiden ausreichend mit Nachschub zu speisen, ist derzeit noch ungewiss.
Mitte Dezember nähert sich der exzentrische Asteroid der Erde an und ist dann hell genug, um ihn mit einem kleineren Amateurteleskop beobachten zu können. Eine Aufsuchkarte gibt es zum Beispiel hier. Seine größte Helligkeit erreicht er wenige Tage vor dem 16. Dezember, wenn er die Erde in einer Entfernung von 0,069 Astronomischen Einheiten oder 10,3 Millionen Kilometern passiert. So nahe kam er ihr seit seiner Entdeckung noch nicht.
Aufgrund seines Orbits und seiner Größe von rund fünf Kilometern ist der Exzentriker übrigens als potenziell gefährliches Objekt für die Erde eingestuft. Die nächsten 400 Jahre ist jedoch keine Kollision zu befürchten.
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