So schön kann Schrott sein

Wenn Amerikaner auf Schatzsuche gehen, wird es im eigenen Land schnell langweilig. Unterwegs mit Männern, die bei Wind und Wetter im Dreck wühlen. Und dafür bezahlen.

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Zwei Männer gehen mit Metalldetektoren über ein Feld

Ohne Rum auf Schatzsuche? Für Carmen Ritter unvorstellbar. „Irgendwie muss man doch in Gang kommen“, sagt der 52-jährige Kanadier und nimmt einen großen Schluck aus dem Flachmann.

Ein Mann mittleren Alters, der auf einem Acker Hochprozentiges trinkt, morgens um 7.45 Uhr: „Mir ist schon klar, dass das etwas komisch wirkt“, sagt Ritter. „Aber wir sind ja auch komisch. Und wir haben alle unsere Rituale.“

Es ist kalt und trüb an diesem Morgen, doch Ritter und seine Mitreisenden sind bester Laune. Mit Metalldetektoren schlendern sie über ein Feld an der Grenze zwischen England und Wales. Es ist eine einsame Gegend, in der Verkehrsschilder auf Walisisch beschriftet sind: „Ysgol“ für Schule, „Araf“ für „langsam fahren“.

Vor allem die Männer sind angetan

Ansonsten kaum ein Zeichen von Zivilisation: Hecken, so hoch wie Lastwagen. Landwirtschaft, so weit das Auge reicht. Wären in der Ferne keine Stromleitungen, könnte jeden Augenblick ein mittelalterlicher Graf vorbeigeritten kommen.

Genau diese Stimmung lässt Menschen wie Carmen Ritter um die halbe Welt fliegen. Die Natur. Die Einsamkeit. Der Gedanke, ganz nah dran an etwas zu sein, das schon Jahrhunderte, wenn nicht Jahrtausende zurückliegt.

„Metal Detecting Holidays“ heißen solche Urlaube, die vor allem im englischsprachigen Raum beliebt sind. In Großbritannien buhlen gleich mehrere Anbieter um zahlungskräftige Schatzsucher (vor allem Männer), die es auf historische Munition, Münzen und Schmuck abgesehen haben.

Ein Mann mit kariertem Hemd und Schirmmütze gräbt mit einem kleinen Spaten im Boden eines Ackers.
Carmen Ritter buddelt. Handschuhe und regenfeste Kleidung sind für die Schatzsucher ein Muss.
Metalldetektor, Schaufel und Spaten liegen nebeneinander auf dem Asphalt.
Metalldetektor, Schaufel, Spaten: Die meisten Teilnehmer bringen ihre eigene Ausrüstung mit.
Zwei Männer laufen mit Schaufel und Metalldetektor über einen Acker.
Wer sucht, der findet. Oder auch nicht.
Ein Mann Mitte 40 lehnt an einem Heuballen.
Chris Langston organisiert die „Metal Detecting Holidays“.
Nahaufnahme einer Handfläche, in der eine Münze liegt.
Carmen Ritter zeigt seinen Fund, einen Penny aus dem Jahre 1932.
Zu sehen ist die Display-Anzeige eines Metalldetektors
Die Schatzsucher verlassen sich auf ihren Instinkt und auf ihre Technik.
Ein Mann hält das vordere Ende eines Metalldetektors in die Kamera. Er steht mitten auf einem großen Feld.
Der US-Amerikaner Ken Cunliffe fliegt zweimal pro Jahr nach Großbritannien, um auf Schatzsuche zu gehen
Zwei Männer stehen auf einem Feld und reden.
Tour-Leiter Chris Langston (links) und Schatzsucher Carmen Ritter im Gespräch.