Mission Mars

Im Kennedy Space Center lebt das Erbe der USA als Raumfahrer-Nation fort. Auch der Präsident ist interessiert – wenn es um die militärische Nutzung des Weltalls geht.

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Eine Frau fotografiert einen Mann vor einem Logo der amerikanischen Weltraumbehörde NASA

„Mama, wie ist das, wenn Astronauten mal müssen?“

Das Mädchen mit den blonden Zöpfen erwartet eine Antwort, die Mutter kichert verlegen.

„Also, ähm…“

Zum Glück ist professionelle Hilfe nicht weit.

„Sie glauben gar nicht, wie oft wir diese Frage hier hören“, sagt ein Nasa-Mitarbeiter, der neben einer ausgemusterten Trägerrakete steht. „Astronauten, Schwerelosigkeit, Toiletten – so was fasziniert eben die Kinder.“

Und wie ist es nun?

Der Mann zeigt auf eine nachgebaute Toilettenkabine mit Vakuum-WC. „Wird alles abgesaugt, aber nur, wenn sie genau zielen. Das gehört zur Grundausbildung aller Raumfahrer.“

Nicht alles im Kennedy Space Center ist so witzig wie die Frage nach den Toiletten. Leid und Freude, Jubel und Trauer sind in der Geschichte der amerikanischen Raumfahrt eng miteinander verwoben. Die Insel vor der Küste Floridas, besser bekannt als Cape Canaveral, dient seit einem halben Jahrhundert als Weltraum-Bahnhof.

Wenngleich die Vermarktung heute wesentlich professioneller läuft als früher: Als Neil Armstrong 1969 zum Mond flog, konnte das Publikum die Reise allenfalls vor dem Radio oder im Fernsehen verfolgen. Heute ist das Space Center selbst zur Attraktion geworden, ein lebendes Museum, in dem sich alles um frühere und künftige Weltraummissionen dreht, allen voran die nächste Mars-Mission (2020 soll der nächste „Mars-Rover“ starten).

Die wichtigste Zutat für einen authentischen Weltraum-Spaziergang? Eine starke Klimaanlage. Während im All minus 270 Grad Celsius herrschen, kratzt Cape Canaveral im Sommer häufig an der 40-Grad-Marke. Der Weltraum-Bahnhof liegt mitten in einem Sumpfgebiet, schon im Eingangsbereich zeichnen sich Schweißflecken auf den T-Shirts der Besucher ab.

Im „Raketengarten“ dann der komplette Temperaturschock: Die Sonne knallt auf acht ausgemusterte Antriebsmodule, die höher sind als so manches Bürogebäude. Ein seltsames Gefühl, dass die meisten dieser Raketen ursprünglich als Massenvernichtungswaffen entwickelt wurden, bevor sie in der Raumfahrt zum Einsatz kamen. Krieg und Frieden, Zerstörung und Schöpfung – alles nah beieinander in der galaktischen Forschung.

Eine waagerecht aufgebahrte Rakete.
Im „Rakatengarten“ kann man ausgemusterte Trägerraketen besichtigen.
Senkrecht stehende Raketen
Massenvernichtungswaffen oder Werkzeuge der Exploration? Zivile und militärische Nutzung liegen und lagen eng beieinander.
Das Kennedy Space Center mit Besuchern vor blauem Himmel
Das Kennedy Space Center lockt noch immer viele Menschen an.
Ein aufgebahrtes Spaceshuttle.
Anfassen verboten: Das Spaceshuttle Atlantis ist heute ein Museumsobjekt.
Ein Astronaut und ein kleiner Junge.
Der ehemalige Astronaut Sam Gemar steht als Zeitzeuge bereit.
Astronaut Sam Gemar lächelt in die Kamera
Der ehemalige Astronaut scheut sich auch nicht, von Vakuum-Toiletten zu berichten.
Sam Gemar mit Besuchern.
Von vielen Besuchern wird er wie ein Rockstar gefeiert.
Verkaufsautomaten für Eintrittskarten.
Die echten Space Shuttles wurden ausgemustert. Diese hier spucken immerhin noch Eintrittskarten aus.
Ein ISS-Wandgemälde
Auch die internationale Raumstation ISS ist schon in die Jahre gekommen. An dieser Wand strahlt sie noch in aller Frische.