Groß, größer, Miami

In Florida befinden sich die größten Kreuzfahrthäfen der Welt. Die Tourismus-Industrie feiert das Wachstum. Umweltschützer sind wenig begeistert.

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Kreuzfahrtschiffe in Miami, im Hintergrund Hochhäuser

Wenn der Alkohol kommt, ist das ein sicheres Zeichen: Bald wird der Anker gelichtet. Bis dahin muss die Enchantment of the Seas nicht nur alle Passagiere und deren Gepäck an Bord haben, sondern auch den Treibstoff, der Karibik-Urlauber in Gang bringt: Budweiser, Corona, Jim Beam.

Im Minutentakt schieben Gabelstapler neue Paletten in den Bauch des Kreuzfahrtschiffes. Dass man mit dieser Menge eine komplette Kleinstadt betrunken machen könnte, scheint hier niemanden zu wundern – der Koloss ist eine komplette Kleinstadt: 300 Meter lang, elf Decks, Platz für fast 2500 Passagiere.

Mit diesen Maßen ist das Schiff noch vergleichsweise klein. Am Port Miami, dem größten Kreuzfahrthafen der Welt, ist man andere Dimensionen gewohnt. Die schwimmenden Hotels, die dort anlanden, knacken locker die 4000-Passagier-Marke.

2017 stachen über 5,3 Millionen Reisende von Miami aus in See. Gleich danach folgten Port Canaveral (4,5 Millionen Passagiere) und Port Everglades (3,9 Millionen), beide ebenfalls in Florida gelegen. Selbst für die vom Erfolg verwöhnte Kreuzfahrt-Branche stechen solche Zahlen heraus.

In den Häfen selbst bedeutet der Boom vor allem eins: Arbeit. Wie von Geisterhand gesteuert wandern Hunderte von Mitarbeitern von A nach B, verladen Gepäck, entleeren Container, putzen Bullaugen, kontrollieren Bordkarten.

Jeden Morgen rückt in Miami eine ganze Lkw-Kolonne an, um Abfall und Fäkalien zu entsorgen – eine eigene Kläranlage, wie in Europa mancherorts schon üblich, gibt es am größten Kreuzfahrthafen der Welt bislang nicht. Dafür Kameras, Sprengstoff-Spürhunde und Beamte der amerikanischen Grenzpolizei, die Ausschau halten nach illegalen Einwanderern, Menschenhändlern, Drogenkurieren. Es piept und rattert und klappert in dieser seeluftgetränkten Umgebung. Die Lieferwägen übertönen die Möwen.

Ein vertautes Kreuzfahrtschiff von vorne.
Kreuzfahrtschiff in Miami
Hafenmitarbeiter spritzen die Bullaugen eines Kreuzfahrtschiffes ab.
Nach außen hin präsentiert sich die Branche gerne als sauber.
Kreuzfahrtschiff im Hafen von hinten.
Bevor die Schiffe in See stechen, muss viel an Bord—unter anderem Alkohol.
Ein Mann mit Hemd, im Hintergrund Krähne.
Die maritime Wirtschaft floriert: Ein Hafenmitarbeiter am Port Miami.
Eine Schranke unter einer Brücke, dahinter Baustellenfahrzeuge.
Überall wird gebaut am Hafen von Miami.
Ein Hafenkai mit Verladekränen, daneben ein Kleintransporter.
Die Bauarbeiten am Hafen (hier in Miami) sind nicht billig – vor allem, weil sich die Küste zunehmend vor Stürmen schützen muss.
Eine Wartehalle mit blauen Plastikstühlen.
Bitte Platz nehmen: Die Häfen an der Küste Miamis wachsen weiter.
Ein Zaun mit einem Schild, das besagt „Zutritt verboten“
Bis hier hin und nicht weiter: Seit dem 11. September 2001 wurden die Sicherheitsbestimmungen an US-amerikanischen Häfen verschärft.
Eine leere Wartehalle mit Stühlen und Metalldetektoren.
Für Passagiere sind die Kontrollen dementsprechend streng. Wie am Flughafen wird das Gepäck durchleuchtet, bevor man an Bord darf.
Ein Strand mit Meer.
Das ungebremste Wachstum schadet dem Ökosystem. Hier ein Strand direkt neben dem Hafen von Cape Canaveral.
Zugangsplattformen für Kreuzfahrt-Passagiere ragen aus einem Gebäude. Im Vordergrund ein Baustellenfahrzeug.
Bauen, bauen, bauen, hier ein neuer Terminal in Miami. Mit Korallensterben wollen die Verantwortlichen nichts zu tun haben.