Nächster Halt: Nirgendwo. So abenteuerlich ist eine Fahrt im Greyhound-Bus.

In den USA hatten Fernbusse lange ein Schmuddel-Image. Laut einer Studie ist das inzwischen vorbei. Wirklich? Wir fahren mit.

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Nahaufnahme eines Greyhound-Busses

Als der Punker den Gettoblaster anstellt, kommen die ersten Zweifel. Hat sich Joseph Schwieterman vielleicht doch geirrt? Der renommierte Verkehrsforscher an der DePaul University in Chicago sieht eine neue Ära gekommen: die Ära der amerikanischen Fernbusse.

Vorbei das Schmuddel-Image, das dem Überlandbus dort lange anhaftete. Vorbei das Stigma, dass nur Kriminelle, Obdachlose und Junkies kein eigenes Auto besitzen.

„Fernbusse“, sagt Schwieterman, „sind derzeit das am stärksten wachsende Transportmittel in den USA. Es hat etwas Magisches, wie sich der Markt entwickelt.“

Zerrissene Hose, offenes Hemd

So wie der Punker jetzt tanzt, könnte er wirklich von einem Zauber besessen sein. Es ist 8.30 Uhr, kurz vor Abfahrt des Greyhound-Busses von Atlanta (US-Bundesstaat Georgia) nach Chattanooga (Tennessee). Die Wartehalle ist voll. Überall dösen Fahrgäste, die Köpfe tief in Kapuzenpullis und mitgebrachte Kopfkissen vergraben.

Am Ticketschalter gestikuliert ein Mann. Er trägt eine zerrissene Hose und ein offenes Hemd, während draußen die Temperatur am Gefrierpunkt kratzt. Ein paar Meter weiter setzt sich ein älterer Herr neben eine Frau im Teenager-Alter.

„Ruf mich an!“, flüstert er und überreicht eine Visitenkarte. Als er verschwunden ist, dreht sich die Frau zu ihrer Freundin: „Verdammter Perversling. Den habe ich vorher noch nie gesehen.“

Ein Bus hält an einer Haltestelle.
Greyhound-Station in Atlanta
Ein Bus parkt an einer Straßenseite.
Gleich geht's los. Der Greyhound wartet in Atlanta auf seine Abfahrt.
Seitenansicht eines Busses mit WLAN-Logo.
Die Busse sind mit WLAN und Steckdosen ausgestattet. Ganz so komfortabel wie angepriesen ist die Fahrt aber nicht.
Ein Mann sitzt in einer Wartehalle und schaut aufs Handy.
Greyhound-Wartehalle in Chattanooga. Fast alle Reisenden waren auf unserer Testfahrt männlich.
Ein mit Graffiti besprühtes Haus.
Und jetzt? Viele Greyhound-Stationen sind nicht an den ÖPNV angebunden.