Das Duell der Schleimschreiber

H.P. Lovecraft und Karel Čapek: Die beiden großen Fantastik-Autoren wurden vor 130 Jahren geboren. Ihr Werk zeigt verblüffende, auch schleimige Parallelen – und klafft doch auseinander. Lovecraft wollte Rassenreinheit, Čapek warnte vor dem Nationalsozialismus.

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Dicker, durchsichtiger Schleim in einer dicken Schicht, die zwischen zwei Händen aufgespannt ist.

Slime sells? Slime sells! Wenn es eine ungeschriebene Grundregel des Grusel- und Horrorbusiness gibt, dann diese: Zombies, Mutanten, Aliens und andere Ungetüme müssen triefen. Wie sonst sollten sie ihr Publikum das Würgen lehren? Die Idee ist nicht neu, auch zwei große Fantastik-Autoren des frühen 20. Jahrhunderts schufen Glitschiges. Wenn auch aus ganz anderem Antrieb: Den Amerikaner H.P. Lovecraft plagte die Angst vor vermeintlicher Überfremdung und vor dem, was er als Vermischung der Rassen sah. Der Tscheche Karel Čapek dagegen warnte vor dem heraufziehenden Nationalsozialismus. Beide Männer wurden vor 130 Jahren geboren. Eine schleimige Gegenüberstellung.

„Die älteste und stärkste Emotion des Menschen ist Angst, und die älteste und stärkste Form der Angst ist die Angst vor dem Unbekannten.“

Aus: Supernatural Horror in Literatur, H.P. Lovecraft

„Auf dem Strand blieben nur zwei tote Molche und ein Tier mit zerschmettertem Rückgrat zurück, das sonderbare Laute von sich gab, die wie ›ogod, ogod, ogod‹ klangen.“

Aus: Der Krieg mit den Molchen, Karel Čapek

Zimperlich darf ein Horrorautor nicht sein und H.P. Lovecraft setzte mit einigen seiner Figuren neue Maßstäbe in Sachen Schleim. In der Geschichte An den Bergen des Wahnsinns beispielsweise haben die amorphen Shoggothen ihren großen Auftritt. Sie bestehen aus tiefschwarzem Schleim, der sich zu Gliedern formen lässt. Lovecraft beschreibt einen von ihnen als „…formlose Menge protoplasmischer Blasen, schwaches Eigenlicht ausstrahlend und mit einer Unzahl provisorischer Augen, die sich wie Eiterbläschen aus grünlichem Licht auf seiner ganzen, den Tunnel ausfüllenden Stirn bildeten und zurückbildeten, während es auf uns zuraste“.

Cover der „Astounding Stories“ mit „At the Mountains of Madness“
Im Jahr 1936 veröffentlichte H.P. Lovecraft in „Astounding Stories“ die Geschichte „At the Mountains of Madness“ („An den Bergen des Wahnsinns“), in der die schleimigen Shoggothen auftreten.
Skizze von 1934, auf der H.P. Lovecraft die Kreatur Cthulhu festhielt
Auch der große Cthulhu hat einmal klein angefangen: Auf dieser Skizze aus dem Jahr 1934 hielt H.P. Lovecraft seine wohl bekannteste Kreatur fest.
Fotografie von H.P. Lovecraft aus dem Jahr 1934
H.P. Lovecraft hatte keine glückliche Kindheit: Den Vater verlor er früh an die Syphilis, zur Mutter hatte er bis zu ihrem Tod ein zwiespältiges Verhältnis. In seiner Fantasie verklärte sich Lovecraft selbst zu einem Nachfahren der frühen Neuengland-Siedler – als eine Art Aristokrat.
Porträtfoto des tschechischen Autors Karel Čapek
Der tschechische Autor Karel Čapek gehörte zur intellektuellen Elite seines Landes und sprach sich früh als Journalist und Autor gegen den heraufziehenden Nationalsozialismus aus.
Cover des Romans „RUR“ von Karel Čapek aus dem Jahr 1920
Der Autor Karel Čapek hat sich mit einem Kunstwort verewigt: In seinem Werk „R.U.R“ tauchen erstmals sogenannte Roboter auf. Das Wort erdachte Čapeks Bruder Josef – der auch das Cover dieser Ausgabe aus dem Jahr 1920 schuf.

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