Luft nach oben

Jazzfest Berlin, 1.11. bis 4.11.2018

von Martin Laurentius
9 Minuten
Am 2. November 2018 beim Jazzfest Berlin: das Art Ensemble Of Chicago beim Jazzfest Berlin.

„Nur oberflächliche Menschen urteilen nicht nach Äußerlichkeiten“, schreibt Oscar Wilde. Wo er recht hat, hat er recht. Äußerlichkeiten zählen, sie grundieren die Wahrnehmung, ganz egal, ob es um einen Menschen geht oder um ein beliebiges Ding, ein Buch, ein Kunstwerk, ein Konzert – oder ein Festival, aufgeschrieben, technisch aufgezeichnet oder live erlebt. Auch beim traditionsreichen Jazzfest Berlin, dessen erste Ausgabe unter der neuen künstlerischen Leiterin Nadin Deventer Anfang November 2018 durch das Haus der Berliner Festspiele fegte, ist das Äußere wichtig, die Umstände, die Gestaltung, der Diskurs.

„Das wahre Geheimnis der Welt liegt im Sichtbaren, nicht im Unsichtbaren“ – noch mal Wilde. Und so war auch beim Jazzfest 2018 das Visuelle ein entscheidender Faktor; einige der Flächen und Räume im Haus der Festspiele waren subtil umdekoriert und massiv umfunktioniert worden; vertraute Wege durch die Kassen- und Wandelhallen hatten sich in Aufführungsflächen verwandelt; feste Plätze für die Karten- oder Getränkeausgabe waren plötzlich verschwunden und tauchten an anderer Stelle wieder auf: irritierend – und interessant. Für das Publikum war das mit Strapazen verbunden, Mangel an Rückzugs- und Ruhefläche in den Zeiten zwischen den Konzerten kann zu Stress führen. Und entsprechend war die Reaktion: Unruhe. Hinsetzen. Aufstehen. Immer weiter.

Das mit jungen Berliner Musiker*innen besetzte KIM Collective beim Jazzfest Berlin 2018.
Das KIM Collective, ein Zusammenschluss junger Berliner Musiker*innen, am Eröffnungsabend des Jazzfest Berlin 2018 in der Unterbühne des Hauses der Berliner Festspiele.
Das Quartett Irreversible Entanglements trat mit der Poetin und Spoken-Word-Artistin Camae Ayewa aka Moor Mother beim Jazzfest Berlin auf.
„Fokus: Chicago“ beim Jazzfest Berlin 2018: das Quartett Irreversible Entanglements und die Poetin und Spoken-Word-Artistin Camae Ayewa aka Moor Mother.
Der Amerikaner Bob Mintzer leitete beim Jazzfest Berlin die WDR Big Band mit der Sängerin Jazzmeia Horn als Gast.
Der künstlerische Leiter der WDR Big Band, der amerikanische Tenorsaxofonist Bob Mintzer, mit der jungen, afroamerikanischen Sängerin Jazzmeia Horn beim Jazzfest Berlin 2018.
Der Pianist Jason Moran mit The Bandwagon und den Musikern von „Tomorrow's Warriors“ beim Jazzfest Berlin 2018.
„James Reese Europe & The Absence of Ruin“: So hieß das audio-visuelle Programm von Jason Moran mit seinem Trio The Bandwagon und den jungen, britischen Musikern von „Tomorrow's Warriors“ beim Jazzfest Berlin 2018.
Das „Berlin-Chicago-London Special“ beim Jazzfest Berlin 2018 mit der Tenorsaxofonistin Nubya Garcia im Prince Charles.
Die junge Londoner Tenorsaxofonistin Nubya Garcia am 3. November 2018 bei ihrem Jazzfest-Berlin-Auftritt im Club Prince Charles.