Und der Verbrecher ist immer der Wissenschaftler
Überehrgeizig, gierig, korrupt – aktuelle Krimis zeichnen ein düsteres Bild von Forschern. Von Andreas Rinke
24. Januar 2017
Immer wenn Gesellschaften einen grundlegenden Umbruch kommen sehen, haben Zukunftsvisionen Konjunktur. Das erklärt die fantastischen Romane des französischen Schriftstellers Jules Vernes im 19. Jahrhundert. Das ließ Friedrich Dürrenmatt in den „Physikern“ über die Verantwortung von Wissenschaftlern im Atomzeitalter sinnieren. Jetzt entdeckt gleich eine ganze Riege von Krimi-Autoren die Wissenschaft und deren umwälzende Forschungsergebnisse für sich. Vor allem die neuen Möglichkeiten zu Genmanipulationen im Erbgut von Mensch, Tieren und Pflanzen regen die Fantasie an. Es werden immer gezieltere Eingriffe in die DNA möglich.
In fiktiven Geschichten mit mehr oder weniger großen Science-Fiction-Anteilen lässt sich am besten durchspielen, welche Möglichkeiten sich aus den neuen technologischen Möglichkeiten ergeben. Die Lektüre von vier Wissenschaftskrimis zeigt, dass Forscher sich Sorgen um ihren Ruf machen sollten: Ihre Rolle wird durchweg wenig schmeichelhaft beschrieben. Sie erscheinen als größenwahnsinnig, geldgierig und prinzipienlos.
Zynisch anmutende Experimente mit Geranien
Am radikalsten hat dies der freie Wissenschaftsjournalist Rainer Kurlemann in „Der Geranienmann“ durchgespielt. Der Genforscher Johannes Wittjer ist eher kühler Geschäftsmann als Forscher, der Wissenschaft vor allem als Mittel zur eigenen Bereicherung ansieht. Weil er sich illegal Hunderttausende menschlicher DNA-Analysen verschafft, kann er ein umfangreiches Analyseprogramm entwickeln. Überdies ist er befreundet mit einer Max-Planck-Expertin für Grüne Gentechnik, die aus der ihr entgegenschlagenden wachsenden Ablehnung gegenüber ihrer Forschung in Deutschland in zynisch anmutende Experimente mit Cannabis produzierenden Geranien verfällt.
Abgesehen von der in Düsseldorf spielenden Krimihandlung mit etlichen Toten dominiert in dem Buch des Wissenschaftsjournalisten Kurlemann der erkennbare Wunsch, alle mit der Gentechnik verbundenen ethischen Fragen einmal durchzuspielen – von der Berufsberatung durch DNA-Analysen über die Aufklärung von Morden bis hin zu Attentaten, in denen gezielt bekannte allergische Reaktionen ausgenutzt werden. In einem Epilog erwähnt Kurlemann, dass sein Krimi angesichts bereits erfolgter Experimente gar nicht mehr so weit von der Realität entfernt sei wie dies zunächst erscheint – bis hin zu den nachts leuchtenden Schafen, die im Buch auftauchen.
Der Erfolgsautor Marc Elsberg, der bereits mit seinen IT-Krimis „Blackout“ und „Zero“ für Furore sorgte, geht noch ein Stück weiter in die Zukunft – und verlegt den Ort der Handlung deshalb folgerichtig in die USA. Ein Silicon-Valley-Pionier und Milliardär nutzt seinen Einfluss letztlich nur für seinen Traum, mit einer teuren Elternberatung für perfektionierte Kinder neue Geschäftsmodelle zu entwickeln. Der besondere Reiz von „Helix“ liegt darin, die Möglichkeiten etwa der neuen Crispr-Technologie, die den gezielten Eingriff in einzelne Sequenzen des Erbgutes erlaubt, radikal bis zum Ende durchzuspielen. Elsberg berührt dabei die mit der Entwicklung von Super-Wunsch-Kindern verbundenen ethischen Probleme – auch aus Sicht der betroffenen Kinder selbst.
Eltern unter Zugzwang
Wäre es erst einmal möglich, außer dem Geschlecht auch charakterliche oder andere körperliche Eigenschaften für den eigenen Nachwuchs auszuwählen, entstünde die Frage, ob Eltern nicht unter Zugzwang gerieten, die neuen Möglichkeiten aus Verantwortung für ihre Kinder auch zu nutzen. Eine ähnliche Debatte gibt es heute bereits bei der pränatalen Diagnostik: Sollten Föten mit erkannten Erbkrankheiten abgetrieben werden?
Ähnlich deutlich wie bei Kurlemann ist der Hinweis darauf, wie Forschung aus Elsbergs Sicht funktioniert – nämlich als globalisierter Gesellschafts- und Wirtschaftszweig, in dem sich die radikalsten Forscher jeweils die geringsten administrativen Hürden suchen. Deshalb wirken die Vertreter des europäischen Pharma- und Agrarkonzerns zwar geldgierig und zynisch, weil sie afrikanische Farmer mit ihrer Forschung unterjochen wollen. Das kann man als eine deutliche Anspielung auf Konzerne wie Monsanto verstehen, der gerade vom deutschen Chemieriesen Bayer übernommen wird. Weil regulatorische Regeln etwa in Deutschland zu hoch sind, wird eben in den USA geforscht. Wenn dies aufgrund staatlicher Vorgaben in einigen Bereichen nicht möglich ist, weicht man flugs nach Brasilien oder in afrikanische Länder aus.
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