Das Merkel-Lexikon: Von Wahlen über Werte und Wohnung bis Wut

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Die Hände von Kanzlerin Merkel, zur Raute geformt.

Wahlen, Wahlabende

Die Wahlsonntage glichen sich lange Jahre. Bei einer Bundestagswahl kommt Merkel am Sonntagnachmittag in die CDU-Bundeszentrale. Bei Landtagswahlen verbrachte sie dagegen den Abend im Kanzleramt und kam nicht ins Konrad-Adenauer-Haus, wo offiziell nur die wechselnden CDU-Generalsekretäre und der Parlamentarische Geschäftsführer der Unions-Bundestagsfraktion, Michael Grosse-Brömer, die Wahlen kommentierten.

An den Sonntagnachmittagen, wenn die Befragung von Wählern, die aus den Wahlbüros kommen, erste interne Hinweise auf Trends geben, herrscht eine intensive Abstimmung aller Beteiligten per SMS oder Telefon, an der auch die CDU-Parteivorsitzende teilnahm. Merkel trat immer am folgenden Montag nach den Sitzungen von CDU-Präsidium und -Bundesvorstand in Berlin mit den jeweiligen CDU-Wahlkämpfern vor die Presse – das übernimmt nun die CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer. Nur bei der Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern am 4. September 2016 klappte dies nicht: Merkel musste ausgerechnet bei der Wahl in ihrem eigenen Landesverband an dem G20-Gipfel in China teilnehmen, konnte nur an einer CDU-Telefonschalte teilnehmen. Wegen der schweren Verluste der CDU brach sie am folgenden Montag, den 5. September, mit der Regel, sich nicht aus dem Ausland zu innenpolitischen Themen zu äußern. Erst gab sie in ihrem Hotel eine Erklärung als Kanzlerin zu dem G20-Treffen ab. Dann wurden eilig alle Insignien wie die deutsche Flagge aus dem Raum entfernt, die auf eine Kanzlerinnen-Rolle hinwiesen. In dem nun völlig schmucklosen Raum gab Merkel anschließend als CDU-Vorsitzende eine Erklärung zu den Landtagswahlen ab.

Als es Klagen über die sinkende Wahlbeteiligung gab, war die CDU-Vorsitzende zurückhaltend gegenüber Vorschlägen, künftig etwa auch im Supermarkt wählen zu dürfen. „Man kann Briefwahl machen, man kann über Wochen abstimmen gehen. Ich weiß nicht, ob noch mehr Angebot, wann man wählen gehen kann, die Wähler noch stärker zur Wahlurne bringt“, sagte sie.

[1] Merkel nach den Landtagswahlen in Thüringen und Brandenburg in der CDU-Zentrale, 15. September 2014.

Wahlergebnisse

Wahlergebnisse Am Ende werden Politiker von ihren Parteien oft an Wahlergebnissen gemessen. CDU/CSU erzielten unter Merkels CDU-Vorsitz bei Bundestagswahlen folgende Ergebnisse: 38,5 (2002), 35,2 (2005), 33,8 (2009), 41,5 (2013) und 32,9 (2017) Prozent. Merkel selbst bekam in den Wahlen als CDU-Vorsitzende 95,9 (Jahr 2000), 93,6 (2002), 88,4 (2004), 93,1 (2006), 94,8 (2008), 90,4 (2010), 97,9 (2012), 96,72 (2014) und 89,5 (2016) Prozent. Einer ihrer wichtigsten persönlichen Erfolge: Bei der ersten gesamtdeutschen Bundestagswahl zog sie im Dezember 1990 mit 48,5 Prozent in ihrem Wahlkreis Rügen als Direktkandidatin in den Bundestag ein. Danach konnte sie das Direktmandat stets verteidigen, erzielte 2013 einen persönlichen Rekord mit 56,2 Prozent der Erststimmen. 2017 gewann Merkel den Wahlkreis erneut, musste aber mit 44,0 Prozent Erststimmen Einbußen hinnehmen. Sie landete aber weit vor einem regional prominenten AfD-Vertreter.