Es darf gelacht werden

Verfassungstheater vom Allerfeinsten: Max Steinbeis' Wochenrückblick dreht sich diesmal hauptsächlich um die Queen's Speech, den britischen Humor und was er mit der dezidiert unspaßigen Situation, in der sich UK befindet, zu tun haben könnte.

von Maximilian Steinbeis
8 Minuten
Königin Elisabeth II. und Prinz Charles sitzen nebeneinander auf ihren Thronen.

Liebe Freunde des Verfassungsblogs,

Mein Höhepunkt der Woche war ohne Zweifel das „State Opening of Parliament“ in Westminster. Wer das verpasst hat: unbedingt anschauen! Das ist, auch in der diesjährigen abgespeckten Version (es fehlte offenbar die Zeit für die Pferdechoreographie, weshalb die Kavallerie und die goldene Prunkkutsche im Stall bleiben mussten), Verfassungstheater vom Allerfeinsten. 600 Jahre Verfassungsgeschichte finden sich in diesem Zeremoniell eingerollt wie die Rosinen im Apfelstrudel. Wunderbar!

Die Briten sind bekanntlich nicht Bürger einer Republik, sondern Untertanen einer Krone. Sie sind nicht alle gleich: die meisten sind Gewöhnliche, einige sind Herren. Wenn die Königin im Parlament eintrifft, wird sie von zwei durchaus gewöhnlich aussehenden, aber ungewöhnlich gekleideten Herren in Empfang genommen, von denen der eine Edward Fitzalan Howard, 18. Herzog von Norfolk heißt und das erbliche Amt des Graf-Marschalls von England bekleidet, und der andere David Cholmondeley, 7. Marquis von Cholmondeley und als solcher im Amt des Herr-Großkämmerers. Von dort schreitet die Königin zur Kammer ihrer Herren, wo sie als „Königin im Parlament“ Platz nimmt, vor sich Reihe um Reihe in Hermelin und Scharlachrot gewandeter Herren Englands, Schottlands und Irlands. Dann wird der „Amtsdiener des Schwarzen Stabes“ zur Kammer der Gewöhnlichen geschickt, um sie vor ihre Königin zu rufen. Ihm wird aber erst einmal die Tür vor der Nase zugeschlagen. Daraufhin hebt er den besagten Schwarzen Stab und donnert ihn dreimal gegen die Tür. Ihm wird daraufhin aufgetan, und er betritt die Kammer der Gewöhnlichen, die sich derweil betont gewöhnlich benehmen. Der uralte Labour-Abgeordnete Dennis Skinner sagt in breitem Derbyshire-Akzent irgendwas Respektloses, und alle lachen. Ein Parlamentsdiener schultert die goldene Zeremonialkeule des Sprechers, und alle machen sich auf, die Herren und die Königin zu besuchen, zivil gekleidet, schlendernden Ganges, ostentativ schwatzend und lachend, um sich die Rede der Königin anzuhören.


Der „Usher of the Black Rod“ klopft an die Tür des Unterhauses, um seine Mitglieder zur Königin zu rufen.
Parlamentseröffnung 2017: Der „Usher of the Black Rod“ klopft an die Tür des Unterhauses, um seine Mitglieder zur Königin zu rufen.