„Bei uns zischen die Screens.“

Dramaturg Yves Regenass im Interview zu Telegram-Theater.

13 Minuten
Yves Regenass, ein Mann Ende 30 mit rotem Rauschebart, blickt in die Kamera: mit rosa Pudelmütze und schwarzem Hoodie.

Yves Regenass ist Dramaturg bei machina eX. Das Theaterkollektiv arbeitet seit Jahren mit der Dramaturgie von Computerspielen.

Wer eine Veranstaltung von machina eX besucht, bleibt nicht Zuschauer*in. Die Theatergames bestehen aus Mitspielen und Kooperieren. Entsprechend wird dafür viel programmiert, immer. Freunde und Verwandte erhalten im Vorfeld von Premieren Einladungen zu Beta-Tests.

Jetzt, zu Corona-Zeiten, kommt noch eine Ebene hinzu: Die Theatermachenden haben ihre Vorstellung komplett ins Digitale verlegt und nutzen den Messenger „Telegram“. Dadurch können die Teilnehmer*innen untereinander kommunizieren. Über „Telegram“ werden sie einer kleinen Gruppe zugeordnet, einer fiktiven Wohngemeinschaft. Außer den Zuschauer-Teilnehmer*innen gehören dazu noch Chris und Tess, die einzigen, die während des „Lockdowns“ in der Düsseldorf-WG geblieben sind.

„Lockdown“ ist der Titel gebende Ausgangszustand des Spiels. Zu Beginn meldet sich Mitbewohner Chris mit der Bitte, ihn bei der Suche nach Tess zu unterstützen. Sie ist verschwunden. Wir müssen sie suchen: von dort aus, wo wir gerade sind. Mit der einzigen Kommunikation über den Messenger.

Vor dem Premiere hat Christiane Enkeler mit Yves Regenass über die Arbeit an „Lockdown“ gesprochen und darüber, wie es hinter den Kulissen aussieht.

Guten Morgen, Yves! Du gehörst zur Gruppe machina eX und ihr produziert fürs Theater ein Messenger-Spiel, das heißt „Lockdown“. Was ist das?

Das ist der Versuch, aus einem Projekt, was jetzt nicht zustande kommen kann, eine Version zu bauen, die kompatibel ist mit den Corona-Reglementarien. Und gleichzeitig auch der Versuch, den Erzählkosmos leicht an das Ganze anzupassen.

Wie funktioniert es?

Man lädt sich die App „Telegram“ herunter und hat dann die Möglichkeit, sich für das Spiel zu registrieren. Das macht man über das Theater. Man wählt ganz klassisch eine Aufführung, das heißt die Leute begegnen sich da wirklich. Und dann bekommt man Sprachnachrichten, Textnachrichten, und wird in eine Situation eingeführt, wo eine Figur verschwindet. Ziel dieses Spiels ist es, die Figur ausfindig zu machen und zu verstehen, was eigentlich los war. Das kann man nur, wenn man unterwegs geschickt zusammen Rätsel löst.

Yves Regenass, ein Mann Ende 30 mit rotem Rauschebart und kleinem Nasenring-Piercing, sitzt, den rechten Arm locker auf den Tisch gelegt, in einem Café oder einer Küche und sieht in die Kamera. Er trägt ein weißes Sweat-Shirt, das Hunde im Wald zeigt, außerdem eine bunte Baseballcap und Brille.
Er hat auch schon als Grundschullehrer und Theaterpädagoge gearbeitet: Yves Regenass (Dramaturg, Performer und Regisseur) wurde 1982 in Basel geboren, hat Kulturwissenschaften studiert und mit Hildesheimer Mit-Studierenden die Theatergruppe machina eX gegründet, die bekannt ist für ihre Theater Games, bei denen die Zuschauer mitspielen. Inzwischen lehrt er auch zum Thema „Spiele im Theater“.