Kein Ort für Frauen?

Das Verborgene Museum Berlin zeigt Fotografien von Kriegsreporterinnen aus den Jahren 1914 bis 1945

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Eine Schwarzweissfotografie, die fünf  Frauen in Uniform zeigt.

Frauen – das hat die International Women’s Media Foundation (IWMF) festgestellt – sind im Journalismus weltweit deutlich unterrepräsentiert. Da verwundert es nicht, dass auch Bildreporterinnen in Krisengebieten weiterhin die Ausnahme bleiben – zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung. Aber es gibt sie: die 2014 in Afghanistan ums Leben gekommene AP-Mitarbeiterin Anja Niedringhaus etwa, Ursula Meissner, die von den Taliban entführt wurde und mit der Kamera den Kosovo, den Nahen Osten und Afrika bereiste, oder Francesca Borri, die zwei Jahre von Aleppo aus arbeitete, unter anderem für Zeit online, und das Buch Syrian Dust veröffentlichte.

Mut und Entschlossenheit sind nicht geschlechtsspezifisch, das zeigt auch der Blick in die Vergangenheit. Schon während der Weltkriege fotografierten Frauen nicht nur an der Heimatfront, sondern auch mitten im Gefecht. Daran erinnert die Ausstellung „Kriegsalltag und Abenteuerlust, Kriegsfotografinnen in Europa 1914–1945“ im Verborgenen Museum in Berlin. Frauen gingen dieselben Risiken ein wie ihre männlichen Kollegen. Aber resultierten aus dem anderen, weiblichen Blick auch andere Bilder?

Vielleicht. In den Gesichtern der deutschen Kriegsgefangenen spiegelt sich Ernst, Resignation und die Frage, was nun mit ihnen geschehen werde. Fotografiert hat die jungen Männer Natalja Bode, im Januar 1943 bei Stalingrad. Sie war Bildreporterin bei der Roten Armee, lieferte Propagandamaterial für die Zeitung der Südwestfront Krasnaja Armija, Rote Armee, sie dokumentierte aber auch das Leben vor und hinter Front. Noch keine dreißig Jahre alt, hatte sie sich freiwillig gemeldet, ihren zweijährigen Sohn den Großeltern übergeben. Später hieß es, sie habe den Job für ihren ersten Mann getan, der gleich zu Beginn des Zweiten Weltkrieges gefallen war. Sicher aber war auch Abenteuerlust dabei, wie bei vielen ihrer Kolleginnen.

Krankenschwestern mit Kamera im Gepäck

Natalja Bode ist nur eine von erstaunlich vielen Kriegsreporterinnen, die vor und hinter den Linien ihren Dienst taten. Dass nun etwas mehr über diese Frauen bekannt wurde, ist das Verdienst von Marion Beckers und Elisabeth Moortgat vom Verborgenen Museum in Berlin. Die Fotografie-Expertinnen gaben 2014 unter dem Titel „Kriegsfotografinnen“ ein Heft der Zeitschrift Fotogeschichte heraus. Nach Monografien zu Lotte Jacobi oder Frieda Riess ging es Moortgat und Beckers darum, neues Terrain zu sondieren. Sie baten spezialisierte Historikerinnen um Beiträge zu dem Thema, initiierten Recherchen. Wer wusste schon etwas über im Ersten Weltkrieg fotografierende, britische Krankenschwestern oder sowjetische Fotografinnen, die mehr oder weniger gleichberechtigt unter Männern im Zweiten Weltkrieg ihren Dienst taten?

Die Schwarzweißfotografie zeigt Körper von toten Männern, die im Gras liegen.
Die Britin Florence Farmborough absolvierte beim Roten Kreuz eine Ausbildung als Krankenschwester und meldete sich im März 1915 freiwillig bei einem mobilen russischen Feldlazarett an der Ostfront. Mit der Kamera dokumentierte sie, was sie erlebte.
Das Schwarzweißfoto zeigt eine Gruppe posierender Soldaten vor einem Karren und hochgewachsenen Büschen.
Florence Farmborough fotografierte 1915 russische Soldaten in der Nähe von Grodizko, Polen.
Bräunliche Schwarzweißfotografie, die auf einer Wiese zwei Männer in Uniform vor der angetretenen Truppe zeigt.
Alice Schalek dokumentierte mit der Kamera General Böhm-Ermollis Inspektion der Truppe im Juni 1916 in Galizien.
Eine Schwarzweissfotografie: Ruinen einer Stadt
Eva Besnyö fotografierte 1940 das von deutschen Luftangriffen verwüstete Rotterdam.
Die Schwarzweissfotografie zeigt einen mit Soldaten überfüllten Zug, auf dessen Wagon ein Schild mit einer russischen befestigt befestigt ist..
„Wir sind aus Berlin“: Natalja Bode fotografierte im Sommer 1945 einen Zug mit heimkehrenden Rotarmisten.
Männer mit Gewehren im Anschlag auf dem Bauch liegend.
Alice Schalek fotografierte um 1916 österreichisch-ungarische Soldaten auf dem Pardoi-Pass.
Stehende und kniende Männer im Gebüsch mit Gewehren im Anschlag.
Die britische Aktivistin Vera Elkan dokumentierte 1937 – hinter den Kampflinien der Internationalen Brigaden – den Spanischen Bürgerkrieg.