„May the Force be with us“

Ein Jahresrückblick von Hauke Marquardt vom Bayerischen Geoinstitut der Universität Bayreuth

2 Minuten
eine bunte Blase zerplatzt

Dr. Hauke Marquardt, 36, erforscht am Bayerischen Geoinstitut der Universität Bayreuth mit seiner DFG-Nachwuchsgruppe experimentell das tiefe Erdinnere.

Welches der vielen Ereignisse im Jahr 2016 hat Sie am meisten bewegt?

Als einzelnes Ergebnis hat mich wohl tatsächlich die Wahl von Donald Trump zum zukünftigen US-Präsidenten bewegt. Rational hat es mich vielleicht leider gar nicht so sehr überrascht, emotional aber um so mehr. Es ist schwer, die mit diesem Ergebnis verbundenen Implikationen in Worte zu fassen. Wir haben uns an Unsicherheiten in vielen Teilen der Welt gewöhnt, seit ich mich erinnere gab es aber immer das Gefühl eines verlässlichen Europa-USA-Bündnis. Das scheint sich zu ändern: Trump wirkt unberechenbar und negiert demokratische Ansichten, die wir für selbstverständlich erachten.

„Postfaktisch“ ist das Wort des Jahres – was denken Sie darüber?

Ich bin mir nicht sicher, ob „postfaktisch“ das Phänomen in seiner Gesamtheit ausreichend beschreibt. Ich habe aber das Gefühl, dass vor allem die Gewichtung der emotionalen Seite momentan stark überwiegt und das dann dazu führt, dass Tatsachen ignoriert oder wie gewünscht ausgelegt werden. Viele Menschen haben das Gefühl, dass die Welt unsicher geworden ist und ihr gutes Leben zunehmend in Gefahr gerät, sei es durch die Wirtschaftskrise, die zahlreichen weltweiten Konflikte, den Brexit oder die Flüchtlingswelle. Menschen die Ängsten ausgesetzt sind, neigen zu Reaktionen die stark durch Emotionen gesteuert sind.

Ein Portrait von Hauke Marquardt
Hauke Marquardt beschäftigt sich mit einem Mineral, das 60 Prozent des Erdinneren ausmacht, aber kaum je an die Oberfläche kommt.