Traumhaft unperfekt

Eine Liebeserklärung an den Prototypen

6 Minuten
Ein weißes befülltes Regal steht vor einer hellblauen Wand.

Die Jumper-Verbindungskabel ragen in bunten Farben über das Breadboard. Die Kamera klebt auf einem leeren Orangensaftkarton. Der Mikroprozessor hängt kopfüber runter, nur von einem USB-Kabel gehalten. Und die Status-LEDs blinken mehr rot als grün. Alles sieht unfertig und chaotisch aus. Kurzum: großartig.

Ich liebe Prototypen. Für Betrachter mag befremdlich wirken, welche Gefühle der Zuneigung dieser Haufen Kabelchaos in uns auslöste. In diesem Zustand landete der sMirror, ein smarter Badezimmerspiegel, auf dem Cover einer Beilage von ZEIT CAMPUS. Die Überschrift „So sieht die Zukunft aus“.

Die Zukunft ist immer ein bisschen peinlich

Es war eher peinlich. Ich werde den Prototypen hier als Beispiel nehmen. Wir wollten einen smarten Badezimmerspiegel bauen, der den Nutzern ihren Wunsch morgens sprichwörtlich von den Lippen abliest. Zur persönlichen Morgenroutine soll der sMirror passend die Nachrichtenauswahl abspielen. Gesteuert von den Gegenständen, die wir benutzen. Sie merken: eine Idee, die man ausprobieren muss, um festzustellen, ob sie irgendjemand braucht.

Wir waren auf dem Weg, als das Cover-Foto entstand. Und, hey, es war zugleich unser ganzer Stolz: Die Holz-und-Kabel- gewordene Idee, die wir schon so lang in unseren Köpfen gewälzt hatten. In der das ganze Können von fünf, sechs grandiosen Köpfen drin steckte. Unser Prototyp.

Ihr Prototyp wird ganz anders aussehen. Unvorhersehbar. Unvollkommen. Zusammengestoppelt. Jeder Prototyp ist anders. Beim Prototyping im Sprint gilt die Devise „Fake it until you make it“. Mit einem halbwegs realistisch aussehenden Prototypen werden Sie die bestmöglichen Daten aus dem Nutzertest bekommen. Sie werden erfahren, ob Sie auf dem richtigen Weg sind.

Eine CNC Fräse schreibt einen Schriftzug
Wenn es schnell gehen soll: In Sachen Geschwindigkeit ist eine CNC Fräse nahezu unschlagbar.
Ein Sensor auf einem Tisch.
Prototyp eines Sensor-Wearables aus einem unserer Seminare
Schublade aus Lego, mit einer Zahnpasta-Tube darin.
Wenns schnell gehen muss, dann aus Pappe – oder eben Lego.

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Redaktion: Astrid Csuraji