Haringvliet: Direkte Wanderfischroute Nordsee – Rhein – Mitteleuropa wieder offen

Lachse, Aale und Co. haben jetzt öfter freie Bahn in Flüsse und Bäche Mitteleuropas

vom Recherche-Kollektiv Flussreporter:
14 Minuten
Eine vierspurige Straße führt über ein großes Meer quer durch großes Gewässer. Im Hintergrund Windkraftanlagen.

Seit 1971 ist das Haringvliet südwestlich von Rotterdam, einstmals einer der größten Mündungsarme von Rhein und Maas in die Nordsee, ein Binnensee. Der Haringvlietdamm und sein Sturmflutwehr gehören zu einem System von Sperrwerken, die die Menschen in den Niederlanden vor den Sturmfluten der Nordsee schützen. Das Wehr hat allerdings unerwünschte Nebenwirkungen auf die Tierwelt: Fische, die üblicherweise aus dem Atlantik in den Rhein und die Maas wandern, kamen seit einem halben Jahrhundert am Haringvliet nicht mehr durch. Seit Anfang 2019 haben sie oft wieder freie Bahn.

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Leitzentrale des Sperrwerks öffnen bei Flut Wehrtore, wann immer es geht. Am 15. Januar erfolgte die erste Öffnung. Die niederländische Wasserbaubehörde Rijkswaterstaat hat davon Luftaufnahmen ins Netz gestellt, auf denen man erkennen kann, wie sich Meerwasser aus der Nordsee wie ein Schleier im Haringvliet ausbreitet.

Wenn Meerwasser aus der Nordsee ins Haringvliet strömt, ist für Fische der direkte Weg in das gesamte Einzugsgebiet von Rhein und Maas bis weit in die Niederlande, nach Belgien, Deutschland, Luxemburg und Frankreich offen. Theoretisch auch bis in die Schweiz, doch dazu später mehr.

Der Biologe André Breukalaar von der niederländischen Wasserbaubehörde Rijkswaterstaat erforscht seit 20 Jahren, auf welchen Wegen Wanderfische in die Flüsse gelangen. Er weiß, welche Arten ins Haringvliet hineinschwimmen.