„Viele Naturschutzgebiete existieren nur auf dem Papier“

Interview mit Konstantin Kreiser, der für den NABU an der Weltbiodiversitäts-Konferenz teilnimmt

vom Recherche-Kollektiv Flugbegleiter:
7 Minuten
Verschiedene Exponate an der Wand eines Museums.

Im ägyptischen Scharm El-Scheich tagen von 17. bis 29. November 2018 Vertreter von 196 Vertragsstaaten der UN-Konvention für biologische Vielfalt. Sie bereiten das „Superjahr 2020“ der globalen Umweltpolitik vor, wenn bei einem Gipfeltreffen in Peking Bilanz bisheriger Naturschutzbemühungen gezogen wird und neue Ziele zur Diskussion stehen werden. Weil er an der Konferenz in Ägypten teilnimmt, haben wir Konstantin Kreiser, den Leiter des Teams Globale und EU-Naturschutzpolitik beim Naturschutzbund (NABU), nach seiner Bewertung gefragt.

Kreiser hat in Heidelberg, St. Petersburg und Berlin Geographie, Biologie und Öffentliches Recht studiert. Nach Arbeitsaufenthalten in Kasachstan, Lettland und in der Europäischen Kommission arbeitete er mehrere Jahre im Europabüro von BirdLife International in Brüssel. Beim NABU-Bundesverband in Berlin ist er seit 2010 tätig.

Herr Kreiser, warum stehen Biodiversitäts-Konferenzen der Vereinten Nationen viel weniger im Rampenlicht als Weltklimakonferenzen ?

Obwohl das Insektensterben, die Umweltfolgen der intensiven Landwirtschaft oder der Plastikmüll so viel diskutiert werden wie lange nicht mehr, spielt der internationale Prozess, der ja Lösungen für diese Probleme finden will, leider zu wenig Beachtung – weder in den Medien noch bei den Regierungschefs. Die Verhandlungen werden von Fachleuten und höheren Beamten geführt.

Portrait von Konstantin Kreiser.
Konstantin Kreiser verantwortet beim NABU-Bundesverband das Thema „Globale und EU-Naturschutzpolitik“.
Foto eines Neuntöters auf einem Ast
Der Neuntöter ist ein typischer Heckenbewohner – und ernährt sich gerne von Insekten.