Auf einen Fußgänger-Hahn zu schießen gilt als unfair

Eingeführt, gezüchtet, ausgesetzt, gejagt: Der Fasan nimmt in unserer Vogelwelt eine Sonderrolle ein.

von Carl-Albrecht von Treuenfels
7 Minuten
Zwei Fasane im Feld, es sind zwei Männchen beim Kampf um das Revier.

Von Feinschmeckern wird er als kross gebratenes Wildgeflügel gepriesen. Vielen Vogelfreunden gilt er auch heute noch, obwohl vor mindestens sieben Jahrhunderten in Teilen Europas angesiedelt, als nicht heimische Art, als ein Neozoon, das nur durch Nachzucht und Aussetzungen in die Wildbahn erhalten wird. Der Spaziergänger in der Natur freut sich, einen so bunten, langschwänzigen Vogel zu entdecken, wenn er einen Hahn sieht. Und bei den Jägern ist er ein hochgeschätztes Flugwild.

Der Fasan, in Deutschland auch als Jagdfasan, Edelfasan, Ringfasan, Kupferfasan oder Buntfasan bekannt, ist eine von mindestens 187 Arten der Familie der Fasanenartigen oder Feldhühner (Phasianidae), die wiederum der Ordnung der Hühnervögel (Galliformes) mit mehr als 200 Arten angehört.

Innerhalb dieser Ordnung zählen die Fasane zu der größten von drei Gruppen: den Glattfußhühnern mit Rebhuhn, Wachtel, Frankolin und der Urform unseres Haushuhns, dem asiatischen Bankivahuhn, die es neben den Rauhfußhühnern mit 18 Arten wie Auer- und Birkhuhn und den Truthühnern mit zwei Arten gibt. Diese Einordnung zu kennen ist nützlich, wenn man der Herkunft von Phasianus colchicus, dem Jagdfasan, auf den Grund gehen möchte. Denn von ihm gibt es mindestens 33 Unterarten oder Rassen. Fasan ist also nicht gleich Fasan.

Ein Vogel mit großer Formenvielfalt

Das gilt besonders für die prächtigen Arten anderer Gattungen wie Diamantfasan, Goldfasan, Silberfasan und Königsfasan des asiatischen Kontinents, dem alle Fasanen entstammen. Während die Hähne dieser Arten, die zu den schönsten Vögeln überhaupt zählen, in ihren ursprünglichen Heimatrevieren extrem selten geworden sind, hat ihr nicht ganz enger Verwandter, der Fasan oder Jagdfasan, in Europa, Nordamerika, auf Hawaii, in Südaustralien, Tasmanien und Neuseeland durch den Menschen eine große Ausbreitung erlebt. Er sei ursprünglich von den Argonauten bei ihrer Suche nach dem Goldenen Vlies entdeckt worden, heißt es.

Die Griechen führten ihn als Ziervogel und Jagdwild aus Vorderasien ein. Über die Römer gelangte er weiter nordwestwärts. In alten Aufzeichnungen wird er der „aus Phasis Stammende“ genannt – also aus Kolchis am Südostufer des Schwarzen Meeres. Das veranlasste den Naturforscher Carl von Linné (1707 bis 1778) dazu, ihm in seiner zoologischen Systematik 1758 den lateinischen Namen Phasianus colchicus zu geben.

Spätere Vogelkundler fanden für die im Lauf der Zeit durch menschliche Rassenkreuzungen auf gut 33 Unterarten gewachsene Formenvielfalt von Phasianus colchicus jeweils einen dritten Namensanhang. Es wimmelt nur so von dreiteiligen wissenschaftlichen Bezeichnungen für die Kreuzungen aus kaukasischen, persischen, tadschikischen, turkmenischen, kirgisischen, mongolischen, chinesischen und japanischen Abkömmlingen der Colchicus-Art. Vogelkundler stellen in Frage, ob es überhaupt noch eine reinrassige Form gibt.

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Ein Jagdhund hat einen Fasan im Fang.
In Deutschland hat die Jagdstrecke von Fasanen stark abgenommen, während etwa in Großbritannien Tiere in großem Stil gezüchtet und ausgesetzt werden.
Grafik zu Fasanen, vom Deutschen Jagdverband. Sie zeigt, dass die Zahl der geschossenen Fasane stark rückläufig ist.
Quelle: Deutscher Jagdverband