Der Ornithologe von Auschwitz
75 Jahre nach der Befreiung: Interview mit dem Historiker Swen Steinberg über einen bekannten Vogelforscher unter den Tätern
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Am 27. Januar jährt sich die Befreiung der Insassen des deutschen Vernichtungslagers Auschwitz zum 75. Mal. Mit einem der weniger bekannten Täter hat sich der Historiker Swen Steinberg intensiv befasst: Günther Niethammer, geboren 1908 im sächsischen Waldheim, gestorben 1974 im nordrhein-westfälischen Morenhoven, gehörte als Mitglied der Waffen-SS zum Wachpersonal.
Niethammer war schon in der NS-Zeit ein bekannter Ornithologe – und blieb es nach dem Zweiten Weltkrieg. Er machte Karriere am Museum Koenig und der Universität Bonn, wurde Präsident der Deutschen Ornithologen Gesellschaft. Die Auseinandersetzung mit seiner Mitwirkung an der Massenvernichtung begann erst lange nach seinem Tod – und ist noch nicht abgeschlossen.

Swen Steinberg arbeitet als Post-Doctoral Fellow und Assistant Professor am Department of History der Queen’s University im kanadischen Kingston. Von ihm stammt die Untersuchung „'Birding im KZ" – Biografie, Netzwerke und Deutungen des Ornithologen und SS-Obersturmführers Günther Niethammer". Sie erschien 2018 in dem von Jan Erik Schulte und Michael Wildt herausgegebenen Sammelband „Die SS nach 1945. Entschuldungsnarrative, populäre Mythen, europäische Erinnerungsdiskurse.“
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Herr Steinberg, es ist bekannt, dass führende deutsche Wissenschaftler als Mitwisser oder Täter in die Verbrechen der Nationalsozialisten verwickelt waren. Was hat Sie dazu gebracht, sich als Historiker intensiv mit dem Ornithologen Günther Niethammer zu befassen – sind Sie selbst Vogelbeobachter oder war es ein reines wissenschaftliches Interesse?
Es war einerseits eher Zufall, dass ich im Rahmen der Recherchen für meine Dissertation im Sächsischen Wirtschaftsarchiv in Leipzig und im Bestand der Papierfabriken Kübler & Niethammer über die Familienkorrespondenz und hier über Günther Niethammers Briefe aus Auschwitz stolperte. Anderseits hatte ich mich zu dem Zeitpunkt aber auch bereits intensiv mit der deutschen Wissenschaftsgeschichte befasst, deren Erinnerungskultur immer Teil meiner Lehrveranstaltungen war – hier mehr auf die Historiker und die Geschichte der Geschichtsschreibung bezogen. Ich bin allerdings auch schon immer ein tierbegeisterter Mensch gewesen, die Beschäftigung mit der Geschichte der Ornithologie als Wissenschaft lässt mich heute fraglos anders auf Natur und Vögel schauen.
Mancher Interessierte wird den Namen Niethammer vielleicht nur vom wissenschaftlichen Standardwerk „Handbuch der deutschen Vogelkunde" kennen, das er verfasst hat. Was genau hat Niethammer in der NS-Zeit getan, worin liegen seine Verbrechen?
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