Der Bruchwasserläufer – ein unscheinbarer Freund der Feuchtbiotope
Portrait einer wenig bekannten Vogelart
Carl-Albrecht von Treuenfels gehört zu den Doyens des Natur- und Vogeljournalismus in Deutschland. Bei „Die Flugbegleiter“ präsentiert er in loser Folge eine Auswahl seiner Artikel. Auf sein erst fünf Jahre altes Portrait des Bruchwasserläufers blickt er so zurück:
"Dass es mit den in Mitteleuropa brütenden Schnepfenvögeln (Limikolen) fortlaufend bergab geht, ist leider unter Vogelfreunden und Naturschützern zu einer betrüblichen Dauererkenntnis geworden. Keine der knapp 90 Arten ist ausgenommen. Einstmals häufige Bewohner von Feuchtgebieten wie Kiebitz, Uferschnepfe, Großer Brachvogel und Bekassine werden immer seltener – meistens als Folge von schädlichen Eingriffen des Menschen in die Landschaft und eine naturfeindliche Landwirtschaft.
Manche weitere Art, die in der Mitte des vergangenen Jahrhunderts noch in den bis dahin verbliebenen Mooren und feuchten Wiesen auch in Deutschland gebrütet hat, kann allenfalls als Durchzügler auf dem Weg nach und von Nordeuropa und Sibirien bei einem Rastaufenthalt beobachtet werden. Dazu zählen viele der gut 30 Arten von Wasserläufern – Vögel, die mitunter schwer zu bestimmen und auseinander zu halten sind. Zu denen, die neben Flussuferläufern und Waldwasserläufern dank ihrer Gefiederzeichnung gut zu erkennen sind, gehört der Bruchwasserläufer (Tringa glareola), dem ich im Frühjahr 2012 das nachfolgende Porträt gewidmet habe. Die Situation für den zierlichen Vogel hat sich seitdem, auch in den Überwinterungsgebieten, nicht zum Besseren gewendet."
Der Bruchwasserläufer
Die ersten Zugvögel sind schon eingetroffen, unter ihnen Kiebitze, Kraniche, Bachstelzen und Stare. Doch die meisten der vielen Arten, die den Winter im Süden verbringen, sind noch nicht in ihre nördlichen Brutgebiete zurückgekehrt. Viele europäische Brutvögel rüsten erst in der zweiten Märzhälfte und im April zum Aufbruch aus den afrikanischen Überwinterungsgebieten. Bis weit in den Mai sind die Vögel unterwegs, manche erreichen ihr Ziel erst im Juni. Je weiter nördlich die Vögel brüten, desto später brechen sie auf und desto länger rasten sie zwischendurch, um Kräfte zu sammeln und Fettreserven für den Weiterflug aufzubauen. Insektenfresser etwa können erst dann im Zielgebiet eintreffen, wenn ihre Beutetiere verfügbar sind.
Je nach Art sind die einen in Gruppen unterwegs und legen Entfernungen von Hunderten Kilometern in einem Stück zurück, die anderen fliegen einzeln oder flattern und hüpfen mehr voran als dass sie fliegen. Viele ziehen nur nachts im Schutz der Dunkelheit und wenn es kühler ist. Die einen brauchen dazu den Sternenhimmel als Wegweiser, andere können sich ebenso gut bei bedecktem Himmel mit Hilfe des Magnetfeldes der Erde orientieren. Aber es gibt auch Arten, die nur bei Tageslicht unterwegs sind. Manche indes sind sowohl bei Tag als auch nachts in der Luft. Stürmisches Wetter, starker Regen oder Schneefall können kleine wie große Flieger zu Pausen oder Umwegen zwingen.
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Die weitgehende Entwässerung und Zerstörung der natürlichen Moore in Deutschland und die Klimaveränderung haben die letzten ihrer Art nach und nach zur Aufgabe ihrer südlichen Brutareale veranlasst. „Auch wenn wir uns alle Mühe gäben, den Bruchwasserläufer zu halten, bliebe uns schätzungsweise auf die Dauer der Erfolg versagt“, beschrieb der Münchener Ornithologe Walter Wüst 1970 die Situation. Damals brüteten noch zwischen 30 und 40 Paare in Deutschland. In der 1903 erschienenen „Naturgeschichte der Vögel Mitteleuropas“ hatte Johann Friedrich Naumann notiert: „Dieser Wasserläufer hat eine weite Verbreitung; er kommt in ganz Europa vor.“
„Giff“ lautet ein früher häufig verwendeter weiterer Name des Vogels. Diese Bezeichnung verdankt er seinem lauten mehrsilbigen Warnruf, den er beim Auffliegen nach einer Störung ertönen lässt. In der Balz begleitet „wohltönendes thie-thie-thie“ neben anderen Lauten die Schauflüge des Männchens hoch über dem auserkorenen Brutrevier. Nicht selten wird der Vogel mit seinem um zwei Zentimeter größeren Verwandten, dem Waldwasserläufer, verwechselt. Auch der trägt, allerdings auf dunklerem Untergrund, einige Flecken auf seinem Gefieder und hieß daher früher Punktierter oder Getüpfelter Wasserläufer. Zur besseren Unterscheidung benannte man ihn um, denn der Bruchwasserläufer hat mehr und ausgeprägtere Gefiedertupfer. Als weiteres Merkmal trägt er helle Streifen über den Augen. Im Flug erkennt man ihn an seinen weißen Unterflügeln, die beim Waldwasserläufer dunkel sind. Der Bruchwasserläufer bevorzugt Moore und Sümpfe mit offenen Wasserflächen und wenig Baumbewuchs als Lebensraum. In der Regel legt das Weibchen seine vier birnenförmigen, gesprenkelten Eier in eine im hohen Gras versteckte Mulde.
Gut drei Wochen bebrüten beide Partner das Gelege, die Jungen schlüpfen gleichzeitig und verlassen den Brutplatz als Nestflüchter, sobald ihr tarnfarbenes Dunengefieder trocken ist. Beide Eltern führen die Küken und zeigen ihnen, wie sie zunächst Land- und Wasserinsekten, später auch andere kleine Tiere wie Schnecken und Kaulquappen erbeuten. Das Weibchen verlässt die Familie häufig schon, bevor der Nachwuchs im Alter von vier Wochen flügge wird. Dann überlässt ihn auch das Männchen seinem Schicksal und macht sich gegen Ende des Sommers schon auf den Weg in den Süden. Die Jungen folgen später unabhängig. Das Zugverhalten ist ihnen angeboren. Auf dem Flug in den Süden halten sich die Vögel länger in Mitteleuropa auf als beim Rückzug im Frühjahr. Dann bewältigen sie, meistens in der Nacht, nicht selten Strecken von mehr als 1000 Kilometern nonstop – allein oder in kleinen Gruppen.
So verbringen sie auch ihre Zeit in den Winterquartieren, die sich über ganz Afrika und das südliche Asien erstrecken. Während sich die ersten schon im März in Europa befinden, lassen sich bis in den späten April in den afrikanischen Nationalparks Bruchwasserläufer an Gewässern beobachten, bei eifriger Nahrungssuche. Sie erhöhen vor dem Abflug ihr Körpergewicht von 50 bis 80 Gramm um mehr als ein Drittel, das sich während des Fluges verliert und in Rastpausen wieder aufbaut.
Die Partner finden erst im Brutrevier zu einer „Saisonehe“ zusammen. Je weiter nördlich sie brüten, desto schneller ist die Balz vorüber, denn sie müssen den kurzen arktischen Sommer mit seinen langen Tagen ausnutzen. Die Weibchen leisten nach dem anstrengenden Fernflug weiteres Erstaunliches: Im Abstand von ein bis zwei Tagen legen sie vier Eier, die zusammen das eigene Körpergewicht um mehrere Gramm übertreffen. Da die Vögel in ihrem Leben, das bei durchschnittlich hoher Sterberate in Einzelfällen dennoch zwölf Jahre dauern kann, ihrer einmal gewählten Brutheimat weitgehend treu bleiben, verpaaren sich dieselben Männchen und Weibchen mitunter mehrere Jahre immer wieder aufs neue miteinander, auch wenn sie weit entfernt voneinander überwintern und getrennt ziehen.