„Daphne wusste, wie wertvoll Natur ist“
Sie schrieb auch gegen die Jagd auf seltene Vögel: Der Chef von BirdLife Malta über die bei einem Anschlag getötete Journalistin
Der Mord an der investigativen Journalistin Daphne Caruana Galizia hat Malta erschüttert. In Nachrufen und Medienberichten wird ihre Rolle bei der Aufklärung von Korruption und Steuerhinterziehung hervorgehoben. Was weniger bekannt ist: In zahlreichen Beiträgen befasste sich Galizia auch mit dem mangelnden Natur- und Vogelschutz auf der Mittelmeerinsel und prangerte Missstände an. Im Zentrum ihrer Kritik: die auch auf Malta weit verbreitete Jagd auf Zugvögel. Dazu haben wir Mark Sultana interviewt, den CEO von BirdLife Malta, einer Partnerorganisation des deutschen Naturschutzbunds (Nabu).
Herr Sultana, was war Ihr erster Gedanke, als Sie von der Ermordung der Journalistin Daphne Caruana Galizia durch eine Autobombe gehört haben?
Wie alle Bürger von Malta stand ich unter Schock. Erst später kamen andere Gefühle dazu – Angst, Wut und Traurigkeit.
Daphne Caruana Galizia war eine bekannte Journalistin, die sich schon lange durch investigative Recherchen zu Korruption und zuletzt vor allem durch Arbeit zu den „Panama Papers“ einen Namen und auch Feinde gemacht hat. Aber auch der Vogel- und Naturschutz auf Malta gehörte zu ihren Themen. Wie würden Sie ihre Arbeit in diesem Bereich beschreiben?
Daphne wusste, wie wertvoll Natur ist und welche Bedeutung unser ökologisches Erbe hat. Sie hat sich zum Beispiel vor BirdLife Malta gestellt, als einige von uns vor Gericht gestellt wurden, weil wir im Besitz von geschützten Vögeln waren, die illegal von Jägern geschossen worden waren. Es wurde uns zur Last gelegt, dass wir die Vögel den Medien zeigten, bevor wir sie zum Tierarzt brachten.
Hat sie sich auf Malta nicht nur mit ihren Artikeln zu den „Panama Papers“ Feinde gemacht, sondern auch wegen ihrer Unterstützung für den Vogelschutz?
Man wird auf Malta leicht zum Feind erklärt, wenn man sich gegen die illegale Jagd engagiert, so dass die Antwort leider Ja lautet – auch wenn sie sich mit den anderen Themen, über die sie schrieb, bestimmt deutlich mehr Feinde gemacht hat.
Kommt es bei Auseinandersetzungen über die illegale Jagd auf Vögel auch zu Gewalt?
Gewalt ist eine subjektive Frage, aber ja, es gab schon Vorfälle mit Gewalt und Einschüchterungsversuchen. Im März wurde mein Auto gezielt beschädigt und es wurden auch schon die Fahrzeuge von Vogelberingern in Brand gesteckt. Erst im September hat es einige ziemlich aggressive Attacken gegen mich in sozialen Medien gegeben, so etwas prallt aber an mir ab. Zum bisher schlimmsten Vorfall kam es am 21. September 2014. Damals griffen rund 30 Jäger Vogelbeobachter an, die mit ihren Familien samt Kindern unterwegs waren. Einige mussten anschließend ins Krankenhaus.
Ist es gefährlich, auf Malta Naturschützer zu sein?
Nicht grundsätzlich, aber man muss sich auf Einschüchterungsversuche einstellen.
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Was sind Ihre strategischen Ziele?
Das Referendum für das Verbot der Frühlingsjagd auf Wachtel- und Turteltauben war die erste Gelegenheit, bei der sich die Bevölkerung von Malta explizit zu Umweltfragen äußern konnte. Wir haben zwar knapp verloren, aber die Kampagne hat gezeigt, dass die Umweltbewegung auf Malta nicht nur aus ein paar Leutchen besteht, sondern fast die Hälfte der Bevölkerung hinter sich hat. Und immerhin ist seit letztem Frühjahr nur noch die Jagd auf eine Art, nämlich auf Wachteln, erlaubt. Für die Jagd auf Turteltauben gibt es ein Moratorium. Wir arbeiten insgesamt darauf hin, dass Malta sich endlich an die EU-Richtlinien zum Arten- und Naturschutz hält und auch die Fallenjagd verbietet. Dazu braucht es eine Sondereinheit, die unsere Natur vor Verbrechen wie der illegalen Jagd beschützt. Allein in dieser Herbstsaison wurden bei uns schon 43 angeschossene Zugvögel geschützter Arten eingeliefert, die wiederum nur einen kleinen Teil der Gesamtzahl darstellen – ein Skandal.
Wie wird die Bevölkerung von Malta weiter mit der Ermordung von Daphne Caruana Galizia umgehen?
Wir sind als Zivilgesellschaft durch diesen Anschlag erschüttert. Es gibt einen Aufschrei in der Bevölkerung, dass unsere fundamentalen Rechte in einem demokratischen Land garantiert sein müssen.
Wie werden Sie Daphne Caruana Galizia in Erinnerung behalten?
Als eine Frau, die den Journalismus im Herzen trug und ihn als Werkzeug einsetzte, um positive Veränderungen zu bewirken.