Hitzeexkurs RadelnderReporter: Auch Gletscher haben ihr Mikrobiom

Ökologische Forschung: Aufgeweichtes Alpeneis schiebt Wachstum der Kleinstlebewesen an.

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Neben den zerklüfteten Felsaufbauten des Alpenhauptkamms sind die Altschnee-freien und damit schutzlosen Eisströme des Jamtalferners zu erkennen.

„Black.Ice“ heißt ein Forschungsprojekt, das unter anderem am Jamtalferner (Foto) vorangetrieben wird. Was steckt hinter dem Projekt?

Die meisten Kryokonit-Organismen überleben locker den Winter – tiefgekühlt auf dem Gletscher. Manche Mikroben verharren, „Mini-Ötzis“ gleichend, bereits hunderte oder tausende von Jahren im Eis. Sie tauen im Zuge der Klimaerwärmung des Sommers auf. Und sind größtenteils noch lebensfähig! Im Kryobiom finden sich laut Sattler manch schädlicher Keim, sei es für das lokale Ökosystem oder gar für den Menschen. Wobei noch zu erforschen wäre, ob und wie humanpathogen diese toxischen Keime wirken.

Die Innsbrucker Ökologin Sattler hegt den dringenden Verdacht, dass sich Mikroplastik aus künstlichen Gletscherabdeckungen durch Windabrieb in Gletscher- und Vorgletscher-Flächen verteilt. „Das haben wir ganz am Ende unseres Vorgängerprojekts namens Cover.Up bemerkt. An diesem brisanten Thema forschen wir jetzt weiter.“

Ebenfalls zum Thema Alpen verfasst vom RadelndenReporter:

Herzförmige Schmelzvertiefung auf der Gletscheroberfläche, gefüllt mit Wasser und dunklen Krümeln, Kryokonit genannt.
Ein Kryokonitloch, natürlich „liebevoll“ entstanden – fotografiert in Grönland.
Elektronenmikroskopische Aufnahme eines Bärtierchens.
Bärtierchen gehören zu den Überlebenskünstlern; in „Ruhestarre“ überdauern sie Hitze, Kälte, Nahrungsmangel. Wissenschaftlicher Name: Hypsibius klebelsbergi. Die Aufnahme entstand am Langtalferner.
Eine behandschuhte Hand hält einen Zollstock über eine Eisvertiefung.
Vermessung eines Kryokonitlochs auf Spitzbergen.
Porträtaufnahme Frau Sattler
Privatdozentin Dr. Birgit Sattler, University of Innsbruck, Department of Ecology, Research Group: Lake and Glacier Ecology, Birgit.Sattler@uibk.ac.at