Berliner Geschichten

Bis Sommerende bietet das Forum Willy Brandt Berlin gratis Sonderführungen durch die eindrückliche Dioramenwelt von „Geteilte Stadt“

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Unbepackte DDR-PKW bahnen sich einen Weg nach Westberlin, während vollgepackte Karossen bereits wieder auf dem Weg nach Hause in den Ostteil der Stadt sind.

„Schau mal, da ist ja ein Loch in der Deutschlandfahne!“, platzt der Zehnjährige hinein ins andächtige Dunkel des Ausstellungssaals. Sieben Schaukästen mit Straßenszenen in Miniaturformat stehen dort, zirka einen auf einen halben Meter in der Grundfläche, seitlich und oben verglast. „Was macht das Loch in der Fahne?“ Für die Antwort braucht der Vater eine geschlagene Minute – bis er das Detail aufgespürt hat. Denn die Flagge mitten im Diorama misst nur einen auf zwei Zentimeter, das kreisförmige Loch in der Mitte wenige Millimeter.

Wnige Tage nach der Grenzöffnung bahnen sich in Berlin, umjubelt vom Volk, DDR-Karossen einen Weg durch die einstigen Sperranlagen und durch die Massen.
Aus realer Berlin-Geschichte an einer fiktiven Straßenkreuzung neu zusammengesetzt: Ausschnitt eines Dioramas der Ausstellung „Geteilte Stadt. 1945 – 1990“. Die insgesamt sieben Dioramen konzipierte und schuf vor gut zehn Jahren das Miniaturwunderland Hamburg; noch bis 28. April 2019 sind sie im Willy Brandt Haus Lübeck zu sehen (Eintritt frei). Im Bild zu sehen ist eine Szene wenige Tage nach der Grenzöffnung in Berlin: Umjubelt vom Volk bahnen sich DDR-Karossen einen Weg durch die einstigen Sperranlagen und durch die Massen.
Von beiden Seiten und mit einfachen Leitern wird die Berliner Mauer am 9. November 1989 erstürmt.
9. November 1989: Um 21.30 Uhr bringt der Radiosender RIAS die ersten Reportagen von offenen Grenzübergängen. Es sammeln sich ca. 200.000 Menschen an allen Übergängen und erstürmen unter anderem auch die Mauer, um nach West-Berlin zu gelangen. Sie bekommen „Schützenhilfe“ von der Westseite (Vordergrund).
Ein HO-Markt, direkt an der Berliner Grenze, verfällt allmählich, weil er wegen seiner Lage in der Sperrzone von der DDR geschlossen wurde.
Aus realer Berlin-Geschichte an einer fiktiven Straßenkreuzung neu zusammengesetzt: Ausschnitt eines Dioramas der Ausstellung „Geteilte Stadt. 1945 – 1990“. Die insgesamt sieben Dioramen konzipierte und schuf vor gut zehn Jahren das Miniaturwunderland Hamburg; noch bis 28. April 2019 sind sie im Willy Brandt Haus Lübeck zu sehen (Eintritt frei). Im Bild zu sehen ist ein HO-Markt direkt an der Grenze auf Seiten der DDR. Diese Märkte ließ die SED bereits 1948 als so genannte „freie Geschäfte“ eröffnen. Das sollte den Schwarzhandel eindämmen.
Ein Mann holt mit einer großen Spitzhacke gewaltig aus, um der Berliner Mauer ein weiteres Loch zuzufügen.
Aus realer Berlin-Geschichte an einer fiktiven Straßenkreuzung neu zusammengesetzt: Ausschnitt eines Dioramas der Ausstellung „Geteilte Stadt. 1945 – 1990“. Die insgesamt sieben Dioramen konzipierte und schuf vor gut zehn Jahren das Miniaturwunderland Hamburg; noch bis 28. April 2019 sind sie im Willy Brandt Haus Lübeck zu sehen (Eintritt frei). Die Szene zeigt einen der zahlreichen „Mauerspechte“: Menschen, die die Mauer mit kleinen und großen Werkzeugen nach dem 9. November 1989 demolieren.
Miniaturinstallation von „Mauerspechten“.
In den Wochen nach dem 09. November werden Mauersegmente an symbolträchtigen Orten geöffnet, am 22. Dezember z.B. am Brandenburger Tor. Die von Mauerspechten geschlagenen Löcher werden immer größer; die Grenzkontrollen nehmen immer mehr ab. Am 27.06.1990 vereinbaren der DDR-Ministerrat und die Bundesregierung die Aufhebung der Personenkontrollen an der innerdeutschen Grenze. Am 03. Oktober 1990 findet die offizielle Wiedervereinigung Deutschlands statt.
Volkspolizisten schauen tatenlos zu, wie sich Menschen und Autos ihren Weg über einen geöffneten Grenzübergang bahnen.
Am 4. September 1989 demonstrieren 1.200 Menschen im Anschluss an das montägliche Friedensgebet in der Leipziger Nikolaikirche mit den Rufen „Wir wollen raus!“ und „Wir sind das Volk“ für Ihre Ausreise in den Westen. Die folgenden Montagsdemonstrationen finden zusätzlich auch in anderen Städten statt – unter anderem in Berlin. Die Polizei geht teilweise mit Verhaftungen und Gewalt gegen die Demonstranten vor. In dieser Szene schaut die Volkspolizei allerdings nurmehr tatenlos zu, wie sich Menschen und Autos ihren Weg über einen geöffneten Grenzübergang bahnen.
Unter militärischer Aufsicht errichten DDR-Arbeiter 1975 eine modernere, sichere Mauer in Berlin.
Im Jahr 1975 wird die dritte durch die vierte Mauergeneration ersetzt; die so genannte Grenzmauer 75 besteht aus 3,60 Meter hohen Betonelementen, welche einfach aufzubauen sind und sich als widerstandsfähiger gegenüber Umwelteinflüssen und Grenzdurchbrüchen erweisen.
Vorne DDR-Grenzer am Stacheldraht, hinten der DDR-Schlagbaum mit aufgefahrenem Panzer, auf dem Bewaffnete sitzen.
Aus realer Berlin-Geschichte an einer fiktiven Straßenkreuzung neu zusammengesetzt: Ausschnitt eines Dioramas der Ausstellung „Geteilte Stadt. 1945 – 1990“. Die insgesamt sieben Dioramen konzipierte und schuf vor gut zehn Jahren das Miniaturwunderland Hamburg; noch bis 28. April 2019 sind sie im Willy Brandt Haus Lübeck zu sehen (Eintritt frei). Im Bild zu sehen ist, wie die DDR die Grenze zu Westberlin (im Vordergrund) vor dem Mauerbau 1961 abriegelte.
Wenige Tage nach der Greznzöffnung fahren Autos und Radfahrer von Ost- nach Westberlin.
Aus realer Berlin-Geschichte an einer fiktiven Straßenkreuzung neu zusammengesetzt: Ausschnitt eines Dioramas der Ausstellung „Geteilte Stadt. 1945 – 1990“. Die insgesamt sieben Dioramen konzipierte und schuf vor gut zehn Jahren das Miniaturwunderland Hamburg; noch bis 28. April 2019 sind sie im Willy Brandt Haus Lübeck zu sehen (Eintritt frei). Die Szene spielt wenige Tage nach der Grenzöffnung: Autos, Radfahrer und Fußgänger begeben sich von Ost- nach Westberlin.

Dieser Beitrag erschien in leicht abgewandelter Form erstmals, als die „Geteilte Stadt“ vor gut einem Jahr im www.willy-brandt.de/Haus-Luebeck zu sehen war. Der Beitrag gehört zum Projekt „Wie geht’s Deutschland 30 Jahre nach dem Mauerfall?“, für das der Autor per Rad durch alle 16 Bundesländer fuhr.

Geteilte Stadt – Info zur Ausstellung

Die Bundeskanzler-Willy-Brandt-Stiftung zeigt die Sonderausstellung „Geteilte Stadt. 1945 – 1989" im Forum Willy Brandt Berlin in Kooperation mit dem Miniatur Wunderland Hamburg. Die Öffnungszeiten sind Freitag bis Sonntag, 12 bis 17 Uhr. Sonderführungen gibt es im Juli und August 2020 jeweils am Sonntag um 15:30 Uhr (Dauer 45 Minuten). Der Eintritt ist frei, aber eine Anmeldung erforderlich.