Idyllisches Currywurstland
Imbisseinkehr im ältesten Berlin der Welt
Derzeit ist sie in aller Medien Munde, die Currywurst. Am 4. September 1949 soll sie in Berlin erfunden worden sein. Derweil mehren sich die Indizien, dass das Rezept für „Wurststücke plus rotbraune Mantsche“ einige oder gar dutzende Monate älter ist als 70 Jahre. In Hamburg, Bremen, ja selbst am Nordrhein oder gar in Niedersachsen könnte die Rezeptur wurzeln. Die erste und einzigartige Berliner Currywurst – ein Fake-Schmaus?
Historische Fakten sind es, die auch ein Stück weit den Nimbus Berlins ankratzen: Die deutsche Hauptstadt ist mitnichten das älteste Berlin. „Ur-Berlin“ liegt etwa 350 Fahrradkilometer nordwestlich von der Hauptstadt Berlin in der Holsteinischen Schweiz. Das 550-Seelen-Dorf gehört zur Gemeinde Seedorf, Amt Trave-Land. „Unser Berlin ist 22 Jahre älter als die Hauptstadt“, heißt es auf der amtlichen Webseite. Zum ersten Mal erwähnt wurde es 1215, gegründet seinerzeit von einem Fürsten namens Berolin.
Meine 2.451 Kilometer lange Rundfahrt durch alle Bundesländer begann und endete unweit von Ur-Berlin. Bei der Durchfahrt auf der ersten Etappe notierte ich mir die Öffnungszeiten des „Berliner Ecks“ – einen Currywurst-Imbiss! Nach Abschluss der letzten Etappe zog es mich noch einmal ins holsteinische Berlin. Ich bestellte Currywurst. Auch wenn mir das Fleisch zu derb und die Soße zu abgestanden und fad schmeckte: Wegen der herrlich wortkargen Mitkundschaft, des klischeehaft misslaunigen Service am Tresen und der kuriosen Adresse „Unter den Linden 1“ habe ich die Einkehr trotzdem genossen, im ältesten Berlin der Welt.