Hochschulzulassung: Bewerbungsfrist fürs Wintersemester soll offenbar verlängert werden
Neue Deadline wird voraussichtlich im August liegen und zu einem späteren Semesterstart führen

NORMALERWEISE IST DER 15. JULI für Abiturienten in Deutschland ein besonders wichtiges Datum: Bis zu diesem Tag müssen sie ihre Bewerbung um einen NC-Studienplatz fürs Wintersemester einreichen. Doch jetzt bestätigt die Kultusministerkonferenz (KMK) Pläne, angesichts der Coronakrise die Bewerbungsfrist für die Hochschulzulassung zu verlängern. Das hätte Folgen auch für den Start des Wintersemesters.
Als neue mögliche Deadlines seien der 15. bzw. der 29. August im Gespräch, heißt es aus der Stiftung für Hochschulzulassung (SfH), die unter ihrem Markennamen Hochschulstart.de die Studienplatzvergabe in den bundesweiten NC-Fächer administriert, vor allem in Medizin. Auch die Bewerbungen für lokale NC-Studiengänge laufen zu einem beträchtlichen Teil über Hochschulstart.de.
Mit den Verschiebungsplänen regieren die Kultusminister auf die absehbaren Terminverschiebungen bei den Abiturprüfungen. Erste Bundesländer legen die Abi-Termine derzeit in die zweite Maihälfte. Nach Nordrhein-Westfalen hat erst heute Nachmittag Niedersachsens Kultusminister Grant Henrik Tonne (SPD) bekanntgegeben, dass in seinem Land drei Wochen später geschrieben werden soll – vom 11. Mai an. Andere Bundesländer halten sich die Verschiebungs-Option noch offen, weil unklar ist, wie sich das Corona-Infektionsgeschehen in den nächsten Wochen entwickelt.
Bundesweiter Semesterstart am 1. November?
Am Dienstag hatte Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien (CDU) kurzfristig sogar die komplette Absage der Abiturprüfungen in ihrem Land angekündigt und eine Absage auch bundesweit gefordert. Am Mittwoch einigten sich die Kultusminister dann, die Prüfungen bundesweit durchzuziehen – aber eben abhängig vom Infektionsgeschehen gegebenenfalls später.
Entsprechend soll auch der Bewerbungsstart um Studienplätze voraussichtlich nach hinten geschoben werden. Normalerweise würde das Online-Portal von Hochschulstart.de schon am 15. April öffnen. In einer von den Kultusministern angeforderten Stellungnahme schlägt die Stiftung für die Öffnung stattdessen den 1. bzw. den 15. Juli vor.
Die Verschiebung wäre möglicherweise auch für die Bewerber um einen Medizinstudienplatz von herausragender Relevanz. Seit der Reform des Bewerbungsverfahren hat der sogenannte Medizinertest (TMS) als standardisierte Eignungsprüfung neben der Abiturnote massiv an Bedeutung gewonnen; als diesjähriger bundesweite Testtag ist der 9. Mai angesetzt. Dass er angesichts von Corona gehalten werden kann, ist nach Insiderinformationen so gut wie ausgeschlossen.
Würde die Studienplatz-Bewerbungsfrist verlängert, hieße das in der Konsequenz, dass auch das Wintersemester 2020/21 später beginnen müsste. Holger Burckhart, Rektor der Universität Siegen und SfH-Stiftungsratsvorsitzender, sagte auf Anfrage, bei einem Bewerbungsschluss am 15. August könnte das neue Semester zwangsläufig frühestens am 19. Oktober beginnen, und zwar bundesweit einheitlich für alle Länder und Hochschultypen. Sollten Bewerbungen bis 29. August möglich werden, hieße das, der bundesweite Semesterstart müsste auf den 1. November gelegt werden. "Nur dann können die hunderttausenden Bewerbungen sachgerecht verarbeitet werden, und nur dann bliebe genügend Zeit für das Nachrückverfahren."
Wann sich die Kultusminister bei der Bewerbungs- und damit bei der Semesterverschiebung auf einen Termin festlegen wollen, ist noch unklar. Klar ist nur, dass der 15. Juli als Bewerbungsschluss wohl nicht zu halten sein wird.
Beitrag teilen:
Folgen Sie: RiffReporter:
Folgen Sie: Bildung, Forschung, Politik