Von Wolfgang von Goethe und Novalis bis Thomas Mann: Literatur zeitgemäß im Museum ausstellen

Ob Marbach, Romantikmuseum oder Grimm-Welt: Deutsche Literaturmuseen setzen auf Relevanz und Partizipation.

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Thomas Mann lebte während seines Exils in Pacific Palisades, Kalifornien.In der Ausstellung wurde der Blick auf die Terrasse seines Hauses nachempfunden.

Im Windschatten der Debatten um die Digitalisierung, die durch die Pandemie nur noch dringlicher erscheint, gedeiht eine neue Museums- und Ausstellungssparte, die seit einigen Jahren spannende eigene Ansätze entwickelt hat. Neu konzipierte Literaturmuseen wie die Grimm-Welt in Kassel, das Kleist-Haus in Frankfurt/Oder oder das Museum für moderne Literatur (LiMo) in Marbach bei Stuttgart zeigen erfrischende Alternativen zum „Literarischen Quartett“, einst die populärste TV-Sendung zur Literatur.

Traditionell als Archive, Gedenkstätten oder Literaturhäuser fungierende Institutionen setzen seit den Neunzigerjahren vermehrt auf Visualisierung einer Kunst, von der Marcel Reich-Ranicki einst sagte, sie sei nicht ausstellbar. Literatur sei an das Buch gebunden, so der mächtige Literaturkritiker, Biografie und Kontext allenfalls Beiwerk. Gegen diese These spricht der Expansionskurs führender Literatur-Einrichtungen wie etwa des Deutschen Literaturarchivs in Marbach mit dem LiMo, des Goethe-Museums in Frankfurt/Main und des Buddenbrookhauses mit den Familie-Mann-Archiven in Lübeck, das in den kommenden drei Jahren um ein Haus erweitert wird.

Das Foto zeigt eine würfelförmige Vitrine, die über Seilzüge durch eine schwarze Box verdunkelt werden kann, um die empfindlichen Ausstellungsstücke zu schützen. Eine junge Frau erklärt Gleichaltrigen das Prinzip der Ausstellung.
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