Den Kern bewahren, die Jetztzeit nutzen

Der Kölner Museumschef Marcus Dekiert setzt auf die Begegnung mit dem Original

4 Minuten
Ein Gemälde: Segelschiffe bei aufgewühlter See

Marcus Dekiert leitet seit 2013 das Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corbaud in Köln. Der 1970 geborene Kunsthistoriker und Museumssprecher des Verbandes Deutscher Kunsthistoriker bekennt sich zur vorsichtigen Öffnung der traditionellen Werte musealer Arbeit, dem Bewahren, Zeigen und Erforschen. Das digitale Museum hat für ihn in erster Linie die Aufgabe, Besucher*innen auf die originalen Kunstwerke im Museum aufmerksam zu machen.

Herr Dekiert, in Zeiten des gesellschaftlichen Umbruchs sollen Museen neue gesellschaftliche, integrative Aufgaben übernehmen. Das Kunstmuseum gilt noch immer als bildungsbürgerlicher Musentempel. Was antworten Sie solchen Kritikern?

Aus meiner Sicht schließen sich beide Perspektiven keineswegs aus – im Gegenteil. Kunstmuseen sind Archen, welche die Werke der Kunst vergangener Jahrhunderte wie der eigenen Zeit bewahren und in die Zukunft tragen. Dabei zählt das öffentliche Ausstellen der Kunstwerke, und zunehmend die Vermittlung zu den grundlegenden Aufgaben der Museen. Und selbstverständlich sind Museen damit auch Orte, die sich hervorragend eignen, um Aufgaben im Hinblick auf Integration und gesellschaftliche Diskussion zu leisten. Dabei darf man im Blick behalten, dass große Themen der Menschheit durch alle Jahrhunderte und Kulturen in unterschiedlichster Weise künstlerisch Ausdruck und Form gefunden haben. Ich denke, damit ist eine tragfähige Grundlage für beiderseitige Verständigung und Austausch gegeben.

Brustbild eines Mannes Mitte vierzig in Anzug und Krawatte.
Marcus Dekiert ist Direktor des Kölner Wallraf-Richartz-Museums & Fondation Corbaud.