Dekolonisation in der Kunst

Katrin Ströbel im Kunstverein Pforzheim

6 Minuten
Geschlossene Augen mit einem Schriftzug auf den Lidern.

Darf Kunst politisch sein? Muss Kunst politisch sein? Oder geht das gar nicht, weil dann das Ästhetische zum Handlanger des Aktivismus wird? Künstler, die in Staaten leben, in denen die Menschenrechte mit Füßen getreten werden, können sich eine unpolitische Kunst gar nicht vorstellen, andere klammern das aktuelle Geschehen bewusst aus ihrer Kunst aus. In der medial omnipräsenten globalen Kunstszene setzen viele auf allzu einfache weltanschauliche Botschaften, um von möglichst vielen verstanden zu werden. Vieles von dem sei einfach schlechte Kunst, sagt Katrin Ströbel. Eine Kunst, die es inhaltlich gut meine, aber visuell dafür keine überzeugende Sprache finde, werde jedoch zur Illustration. Die 44-Jährige lehrt in Nizza an der Villa Arson, École Nationale supérieure d’art und ist seit mehr als zehn Jahren als Künstlerin global unterwegs.

Ihre Arbeit rankt sich um Themen wie Kolonialismus, Postkolonialismus, Feminismus und Pazifismus. Doch geht es ihr nicht um Statements, sondern um Annäherungen, um transkulturelle Gemeinsamkeiten, um Unterschiede und gesellschaftliche Codes. Ihre Ausstellung „Von der Zuverlässigkeit des Fragments“ im Kunstverein Pforzheim macht das deutlich.

Zu sehen sind Kunstwerke an der Wand, eine Skulptur davor.
Themenfeld „Körper/Fragment“: Katrin Ströbel versetzte für ihre Ausstellung im Kunstverein Pforzheim eine Skulptur von Wilhelm Lehmbruck vom Foyer des Reuchlinhauses in die Ausstellungshalle.
Ein Lattenkonstruktion deutet einen Innenraum an mit schwarzen Tüchern als Wände; ein Feldbett, im Hintergrund eine klassische Skulptur.
Themenfeld „Hands of War“: Die Künstlerin schuf für ihre Einzelausstellung im Kunstverein Pforzheim zwei neue Arbeiten, die sich mit der Geschichte ihrer Heimatstadt auseinandersetzen.