Geschlechterunterschiede bei Long Covid: Die Risikogruppe ist weiblich

Männer sterben eher – aber Frauen leiden länger. Das gilt für viele Infektionskrankheiten, auch für Covid-19. Ein paar Erklärungen hat die Forschung schon gefunden.

vom Recherche-Kollektiv Der andere Körper:
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Eine Frau sitzt an einem Tisch, auf dem dutzende Medikamentenpackungen ausgebreitet sind. Die Frau trägt eine Maske, darunter ist ein Beatmungsschlauch zu sehen.

Am gefährlichsten ist Covid-19 für ältere Männer? Stimmt – wenn es um die Schwere der akuten Erkrankung und das Sterberisiko geht. Betrachtet man aber die langfristigen Folgen einer Covid-Infektion, sieht es plötzlich ganz anders aus: Dann ist die Risikogruppe jung und weiblich.

Jördis Frommhold ist Chefärztin der Abteilung für Atemwegserkrankungen in einer Reha-Klinik in Heiligendamm und hat vor kurzem ein Buch über Long Covid veröffentlicht. „Im Frühling und Sommer 2020 wurden bei uns vor allem Menschen aufgenommen, die einen schweren Covid-Verlauf überstanden hatten“, sagt sie. „Das waren eher Männer. Dann hat sich das gewandelt. Mittlerweile behandeln wir zu rund zwei Dritteln Frauen.“

Wie groß ist der Unterschied zwischen Frauen und Männern?

Dass Frauen häufiger an Long Covid erkranken als Männer, zeigen nicht nur Erfahrungen aus der klinischen Praxis, sondern auch Dutzende von kleineren und größeren Studien. Um wie viel häufiger sie erkranken, ist hingegen noch unklar.

Einer aktuellen Schätzung der WHO zufolge haben Frauen ein doppelt so hohes Risiko wie Männer, Long Covid zu bekommen.