Corona: Deutschlands Probleme mit der Impfpflicht

Die Impfpflicht gilt als letztes Mittel in der Pandemie. Doch viel zu viele Fragen sind nicht geklärt. Ohne gute Vorbereitung wird die Impfpflicht scheitern.

vom Recherche-Kollektiv Corona:
7 Minuten
Ein Mann hält ein Gefäß mit dem Impfstoff und eine Spritze, er bereitet eine Impfung vor.

Lothar Wieler klang verzweifelt. „Was muss denn noch geschehen, damit alle daran mitwirken, das Virus zu bekämpfen?", fragte der Chef des Robert Koch-Instituts angesichts der mehr als 100.000 Toten und der weiter steigenden Corona-Inzidenz. Wieler will die Einführung einer allgemeinen Impfpflicht zur Eindämmung der Pandemie nicht mehr ausschließen. „Ich bin nicht der Ansicht, dass man es jedem ohne Not ermöglichen sollte, um diese Impfung herum zu kommen“, sagte er. Folgt man aktuellen Umfragen, hat der RKI-Chef die Bevölkerung auf seiner Seite. Laut dem ZDF-Politbarometer befürworteten Anfang November 69 Prozent der Befragten eine Impfpflicht.

Am Wochenende zog die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina nach. Sie empfiehlt die Vorbereitung einer stufenweisen Impfpflicht. unter Berücksichtigung der dafür erforderlichen rechtlichen und sozialen Rahmenbedingungen. Damit machen die ExpertInnen deutlich, was in der Debatte kaum ausgesprochen wird: Wer eine Impfpflicht möchte, muss jetzt über die Umsetzung diskutieren. Sie erfordert mehr Vorbereitungen als ein Lockdown. Mit der Impfpflicht zieht der Staat sein letztes Ass, und er muss beweisen, dass er die umstrittene Verordnung auch durchsetzen kann.