Omikron-Variante versetzt Europa in Alarm, Wissenschaft fordert „sofortige“ Kontaktbeschränkungen

Nationalakademie kritisiert zögerliches Handeln von Bund und Ländern. Auch Söder tritt für Vorbereitungen auf Impfpflicht ein. 30 Millionen Booster-Impfungen bis Weihnachten nötig. General soll Krisenstab führen

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Szene vom Flughafen, Passagiere sitzen gedrängt beieinander.

Unter dem Eindruck stark gestiegener Corona-Neuinfektionen und Totenzahlen fordert die Nationale Akademie der Wissenschaften (Leopoldina) von Bund und Ländern, ihre Maßnahmen gegen die Pandemie umgehend zu verschärfen. Dazu zählen unter anderem sofort wirksame stärkere Kontaktbeschränkungen, ein Vorziehen der Weihnachtsferien, die Verabreichung von 30 Millionen sogenannten Booster-Impfungen noch in diesem Jahr sowie Vorbereitungen für eine allgemeine Impfpflicht.

„Es ist zu befürchten, dass Teile der Politik und Öffentlichkeit die Dramatik der Situation nicht in ihrem vollen Ausmaß erfassen”, schreibt die Expertengruppe der Leopoldina in einer aktuellen Intervention, die sie am Samstag veröffentlicht hat. Zu den Unterzeichnerinnen und Unterzeichnern zählt auch der Virologe Christian Drosten, die Göttinger Jugendmedizinerin Jutta Gärtner und der Präsident der Wissenschaftsorganisation, Gerald Haug.

Die bisher von Bund und Ländern ergriffenen Maßnahmen bewertet die Leopoldina, die 2008 mit der Aufgabe der wissenschaftlichen Politikberatung betraut wurde, als unzureichend. „Um den weiteren Anstieg der Todesfälle im Zusammenhang mit Covid-19-Infektionen und eine Unterversorgung auch anderer Schwerstkranker durch Überlastung der Krankenhäuser aufzuhalten, müssen schnellstmöglich klare und stringente Maßnahmen nach einheitlichen Kriterien ergriffen werden”, heißt es in der Stellungnahme.

Der künftige Bundeskanzler Olaf Scholz kündigte am Wochenende an, die Ampelkoalition werde alles tun, was nötig ist. „Es gibt nichts, was nicht in Betracht gezogen werden kann“, schrieb Scholz auf Twitter. Erste Maßnahme sei, einen Krisenstab zu etablieren, um „einen neuen, präzisen Umgang mit den aktuellen Herausforderungen" zu entwickeln. Dessen Leitung soll der Bundeswehr-General Carsten Breuer übernehmen. Er ist Kommandeur des Kommandos Territoriale Aufgaben der Bundeswehr und damit zuständig für Einsätze der Streitkräfte im Inland.

Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) bezeichnete am Wochenende die Stellungnahme der Leopoldina als „Warn- und Weckruf an Berlin“ und forderte Vorbereitungen für eine allgemeine Impfpflicht. Diese sei „die einzige Chance, um aus dieser Endlosschleife herauszukommen“, sagte Söder im „Bericht aus Berlin" der ARD.