Hilft Hydroxychloroquin gegen Covid? Eine kritische Analyse einer viel zitierten Studie

Warum die Hoffnung auf Hydroxychloroquin im Moment nicht berechtigt ist

vom Recherche-Kollektiv Plan G:
6 Minuten
Coronavirus SARS-CoV-2 auf blauem Hintergrund

Update 18.06.2020:Am 17.06.2020 hat die WHO bekannt gegeben, dass in den Hydroxychloroquin-Arm der SOLIDARITY-Studien keine weiteren Patient*innen aufgenommen werden. In diesen Studien wird die Behandlung von akut erkrankten Patient*innen untersucht.

Update 16.06.2020: In Sachen Hydroxychloroquin hat sich inzwischen eine Menge getan. Es sind noch eine Reihe weiterer Studien erschienen, von denen viele keine Nutzen von Hydroxychloroquin bei Covid-19 feststellen konnten. Andere Untersuchungen laufen weiter. Auf der Basis einer inzwischen wieder zurückgezogenen Studie hatte die WHO Untersuchungen mit dem Mittel zunächst gestoppt, dann aber wieder aufgenommen. Die FDA hat dem Mittel eine Erlaubnis zum Notfallgebrauch erteilt und schließlich wieder entzogen. Die Begründung: Angesichts der bisherigen Studienergebnisse sieht es nicht so aus, als ob Hydroxychloroquin tatsächlich nützt, und die Abwägung von Nutzen und Risiken fällt inzwischen negativ aus.

In Zeiten der Corona-Pandemie ist vieles anders. Was sonst Jahre und Jahrzehnte dauert, spielt sich gerade im Zeitraffer ab. Wir erleben live, wie Wissenschaft funktioniert, wie Erkenntnisse entstehen, vermeintliche Einsichten wieder verworfen werden und Expert*innen zu unterschiedlichen Einschätzungen kommen. Und es wird auch deutlich wie sonst selten, dass Unsicherheit zum Kerngeschäft der Wissenschaft gehört. Auf dieser unsicheren Basis müssen zeitnah Entscheidungen getroffen werden: (gesundheits-)politische, gesellschaftliche, wirtschaftliche.

Dennoch ist vieles trotz der höheren Geschwindigkeit doch gleich: Zum Beispiel, dass wir Gesundheitsentscheidungen trotz Unsicherheit nicht einfach aufschieben können – denn das hätte auch Konsequenzen. Das haben wir vor einiger Zeit hier beschrieben.