Ukrainekrieg: Der Elefant im Raum ist China

Russland orientiert sich in Richtung China, nachdem Europa sich von russischen Gas- und Ölimporten unabhängig machen will. Für China ist das eine Chance, seinen geopolitischen Einfluss zu erweitern.

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Handschlag zwischen dem russischen Staatspräsidenten Wladimir Putin und dem chinesischen Staatschef Xi Jinping

Es ist der 18. Mai, der 84. Tag des Ukrainekrieges, als die Europäische Kommission den REPowerEU-Plan zur Umgestaltung des europäischen Energiesystems vorstellt. Die EU will schnellstmöglich unabhängig werden von russischer Energie. Dafür will die EU bis 2030 satte 300 Milliarden Euro investieren und stärker auf Erneuerbare Energien setzen. Auch deutlich mehr Energie zu sparen gehört zu den Maßnahmen.

Geplante Erweiterung nach China gestoppt

Es scheint, als käme diese Entschlossenheit der EU für Russlands Präsident Wladimir Putin überraschend. Denn gleichwertige Export-Alternativen hat sich Russland bisher nicht erschlossen, sondern stark auf das Geschäft mit den Europäern gesetzt. Dabei hat es lang gehegte Pläne für den Ausbau Ost verschoben:

Bereits 2003 hatte der Kreml in seiner Energiestrategie eigentlich eine deutliche Erweiterung nach Osten geplant. Die Geschäfte sollten diversifiziert werden: Exporte in die Europäische Union sollten mäßig ausgebaut, solche in Richtung China, Südostasien und die USA neu etabliert und stark erweitert werden. Das Wachstum hätte sich damit von West nach Ost verschoben, stellt eine Analyse des Berliner Think Tanks SWP 2005 fest. Auf diese Weise wollte Russland unabhängiger von westlichen Handelspartnern werden. Doch die Vorgänge um den Konzern Jukos sollten das auf Jahre verhindern.

Rückblick: In die Jahre 2003 und 2004 fällt auch die Auseinandersetzung um Russlands größten Mineralölkonzern Jukos. Noch bis kurz vor seiner Verhaftung hatte Jukos-Chef Michail Chodorkowski mit den US-Ölkonzernen Exxon Mobil und Chevron über eine mögliche Übernahme verhandelt. Das hätte den Einstieg der Amerikaner in das russische Ölgeschäft bedeuten können. Die Deutschen wären außen vor geblieben – doch über eine Tarnfirma des Bundesnachrichtendienstes, die Kenntnis über Finanztransaktionen hatte, waren sie über die Vorgänge gut informiert und konnten sich im weiteren Verlauf ins Spiel bringen.