Seit 30 Jahren leben wieder Bartgeier in der Schweiz

Partner-Tauschbörse, begeisterte Bauern und lebenslange Treue: Die Geschichte einer Auswilderung

vom Recherche-Kollektiv Flugbegleiter:
13 Minuten
Ein Bartgeier fliegt, die Flügel weit ausgbreitet, am blauen Himmel.

Da sitzen sie in einer Höhlennische. Über 100 Jahre nachdem die letzten Bartgeier in der Schweiz gebrütet hatten, sind sie am 5. Juni 1991 zurück.

Mitarbeiter des Schweizerischen Nationalparks haben sie soeben in die freie Natur gebracht. Auf die Namen Margunet, Moische und Settschient wurden die drei jungen, noch dunkel gefärbten Bartgeier getauft. Etwas steif erkunden sie ihren Horst im Nationalpark auf 2290 Meter über Meer. Fliegen können sie noch nicht. Schon bald aber schauen sie hinaus in ihre neue Welt und machen sich über das für sie ausgelegte Futter her: Gämsen-, Rehen- und Murmeltierfleisch.

„Ich kann mich noch an jede Minute dieses Tages erinnern“, sagt der Wildtierökologe Klaus Robin, der damals Direktor des Schweizerischen Nationalparks war: „Der eindrücklichste und auch nachdenklichste Moment war, als ich zusammen mit den Parkwächtern, die die Vögel zum Horst brachten, die Bartgeier zurücklies. Wir entfernten uns von ihnen und stiegen hinab ins Tal. Die Vögel, die die ersten drei Monate wohlbehütet in einer Voliere verbracht hatten, waren nun plötzlich allein.“

Klaus Robin ging seine Vergangenheit als Mitarbeiter des Berner Tierparks Dählhölzli durch den Kopf. Im Zoo war es seine Aufgabe, die Tiere zu schützen und zu behüten. „Nun taten wir das Gegenteil. Die Bartgeier mussten sich selbst zurechtfinden. Bei aller Freude über die Auswilderung fragte ich mich: Wird das wirklich gut gehen?“

Porträt des Wiltierökologen Klaus Robin.
Der Wildtierökologe Klaus Robin begleitete die Bartgeier-Auswilderung in der Schweiz von Beginn weg.
Porträt eines präparierten Bartgeiers.
Ein Charakterkopf: das Porträt eines präparierten Bartgeiers aus einer Ausstellung im Natur- und Tierpark Goldau in der Schweiz.
Zwei Bartgeier sitzen in der Voliere des Natur- und Tierparks Goldau in der Schweiz.
Sonnenbaden in der Voliere: Der Natur- und Tierpark Goldau in der Schweiz nimmt am Aufzuchtprogramm der Bartgeier teil.
Klaus Robin, ehemaliger Direktor des Schweizerischen Nationalparks, demonstriert den Segelflug des Bartgeiers. Rundherum stehen Studentinnen und Studenten.
Klaus Robin, ehemaliger Direktor des Schweizerischen Nationalparks, demonstriert den Segelflug des Bartgeiers.
Blick in den Schweizerischen Nationalpark: Berge und Wälder.
Bartgeier-Land: Das Gebiet rund um den Schweizerischen Nationalpark im Engadin hat sich als sehr geeignet für die Auswilderung des Bartgeiers erwiesen.
Porträt des Bartgeiers Sardona.
Der Bartgeier Sardona wurde 2010 im Calfeisental in der Schweiz ausgewildert. Seine Flüge haben ihn auch schon bis zum Atlantik in Frankreich geführt.