Neue Präsidentin in Tansania: Kehrt das Land zur Demokratie zurück?

Das ostafrikanische Tansania ist politisch in Bewegung, seit Samia Suluhu Hassan Mitte März dieses Jahres ihren Amtseid leistete.

vom Recherche-Kollektiv Afrika-Reporter:
9 Minuten
Samia Suluhu Hassan am Rednerpult, eine Hand streckt sie gen Himmel, mit der anderen hält sie das Mikrofon.

Im ostafrikanischen Tansania scheint sich einiges zu verändern, seit Präsidentin Samia Suluhu Hassan am 19. März dieses Jahres ihren Amtseid leistete. Die 61-jährige bisherige Vize-Präsidentin übernahm das höchste Staatsamt von ihrem kurz zuvor verstorbenen Amtsvorgänger Präsidenten John Magufuli.

Eine junge Frau steht vor ihrem Marktstand. Bananen, Ananas, Papaya und Avocados sind sorgfältig angeordnet.
Die Händlerin Aliya Yusto hofft, dass die neue Präsidentin vieles verändert

Aliyc Yusto hat ihren Verkaufstand an einer der belebten Straßen im Zentrum von Dar es Salaam aufgebaut. Die 23-Jährige hat sich viel Mühe damit gegeben, ihre Ananas, Avocados, Bananen und Papayas so ansprechend zu arrangieren, dass Passanten ihrem Obst und Gemüse nicht widerstehen können. Wassermelonen und Ananas schneidet sie am frühen Morgen in mundgerechte Stücke, damit sie auch als Snack im Gehen gegessen werden können.

Viele Menschen sind erleichtert. (Maria Sarungi Tsehai, Journalistin)

Wie viele andere Bewohnerinnen und Bewohner der tansanischen Hafenstadt auch, hat sie die turbulenten politischen Ereignisse in ihrer Heimat in den vergangenen Wochen wie gebannt verfolgt. Die junge Händlerin blickt jetzt etwas zuversichtlicher in die Zukunft als vor dem überraschenden Wechsel im tansanischen Präsidentenamt. „Ich verspreche mir viel davon, dass wir nun zum ersten Mal überhaupt eine Frau an der Spitze des Staates haben“, sagt sie.

Erste Frau, erste Muslima

Präsidentin Samia Suluhu ist außerdem die erste Muslima in diesem Amt, und die erste Vertreterin der halbautonomen Insel Sansibar, die zu 99 Prozent muslimisch ist. 2015 wurde sie – nach Ministerposten in Sansibar und in der nationalen Regierung – Vizepräsidentin von Tansania. Sie hat einen Abschluss in Wirtschaftswissenschaften an der Universität Manchester, arbeitete anschließend für das UN-Welternährungsprogramm und hatte dann verschiedene Posten in der Verwaltung Tansanias.

Die Obst- und Gemüsehändlerin Aliyc hofft nun vor allem, dass die Präsidentin künftig mehr in das Gesundheitssystem investiert, das sie nicht nur in Pandemie-Zeiten als völlig unzureichend empfindet. „Ich komme ursprünglich aus dem Dorf Sindiga“, erzählt sie.

„Dort ist die medizinische Infrastruktur so schlecht, dass viele Frauen bei der Geburt ihrer Kinder sterben. Ich hoffe, dass Präsidentin Samia Suluhu daran etwas ändert.“ Außerdem müssten die Frauen in Sindiga, einem Dorf im Zentrum des Landes, immer viele Kilometer gehen, um sauberes Wasser zu finden. Auch bei diesem Thema hofft Aliyc auf die neue Präsidentin.

Zu sehen sind die voll besetzten Tribünen in einem Stadion, auf einer riesigen Leinwand ist das Bild des verstorbenen Präsidenten John Magufuli projiziert.
Der verstorbene Präsident Magufuli liebt es, vor den Massen aufzutreten.
Der tansanische Unternehmer Dominick Khalipa ist ein vergleichsweise uunger Mann, der freundlich guckt und selbstbewusst wirkt.
Der tansanische Unternehmer Dominick Khalipha hofft, dass die Steuerbehörde künftig berechenbarer wird.