Menschenrechtlerin Yentriyani: Indonesien ist ein Land voller Gegensätze

Beim G20-Gipfel präsentierte sich Indonesien als Partner auf Augenhöhe. Doch die Wirtschaft bleibe fragil ohne mehr soziale Gerechtigkeit, warnt die Vorsitzende der Nationalen Kommission für Frauenrechte.

vom Recherche-Kollektiv Weltreporter:
6 Minuten
Andy Yentriyani, die Vorsitzende der Nationalen Kommission für Frauenrechte in Indonesien

Andy Yentriyani studierte in Jakarta Internationale Beziehungen, als 1998 die Militärdiktatur unter Suharto fiel. Die heute 45-Jährige wurde tief geprägt von der Studentenbewegung, die der indonesischen Demokratie den Weg bereitete. Seither setzt sie sich für Menschenrechte ein, insbesondere für die Rechte von Frauen und Indigenen. Seit 2020 ist sie die Vorsitzende der Nationalen Kommission für Frauenrechte. Mit Weltreporterin Christina Schott hat sie über gesellschaftliche Fortschritte und Bedrohungen in Indonesien gesprochen sowie über die Rolle ihres Landes während des Vorsitzes der G20-Staaten.

Christina Schott: Der indonesische Präsident Joko Widodo (genannt Jokowi) hat sich beim G20-Gipfel auf Bali als wohlwollender Gastgeber und geschickter Vermittler präsentiert. Er arrangierte ein Treffen zwischen dem US-amerikanischen Präsidenten Joe Biden und dem chinesischen Staatschef Xi Jinping. Und er hielt entgegen anderer Forderungen an der Einladung sowohl des russischen Präsidenten Wladimir Putin als auch des ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski fest. Putin schickte seinen Außenminister, Selenski nahm per Video an einer Sitzung teil. Die gemeinsame Erklärung der Staaten am Ende des Gipfels fiel weitreichender aus als erwartet.

Welche Absicht verfolgt die indonesische Regierung mit dieser Vermittlerrolle?

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