Alte Rezepte aus Katalonien – Gefülltes Kaninchen und die Liebe der Mütter

Liebe geht bekanntlich durch den Magen…

10 Minuten

Wenn alte Familienrezepte von der Mutter an die Tochter, an die Enkelin weitergegeben werden, geht es nicht nur darum zu wissen, wie das Gericht zubereitet wird. Immer auch geht es um die Hingabe und Liebe des Kochens.

Carmen Picolo steht vor dem alten Gasherd. Nur wenig Licht dringt durch das Fenster zur Terrasse. Sie bereitet die Füllung für ein Kaninchenrezept zu: Leber, Semmelbrösel, etwas frische Longaniza-Wurst, eine Zehe Knoblauch, etwas Petersilie, ein paar Rosinen. Dann verknetet sie das Ganze mit einem Ei.

Das Rezept ist alt. Carmen hat es von ihrer Mutter und die wiederum hat es von ihrer Mutter und Großmutter. Das conill farcit ist ein lokales Rezept. Es ist Alltagsküche, das, was die Frauen sich hier ausgedacht und über die Mutterlinie weitergereicht haben. Das, was sie kannten, das, was die Landschaft des Pallars Sobirá hergab – kombiniert und angereichert mit den Ideen einer jeden einzelnen Köchin.

Steinhäuser des Dorfes Unarre in den katalanischen Pyrenäen.
Das Restaurant Casa Tonya ist seit zwei Jahren geschlossen. Doch die Rezepte werden hier immer noch gekocht.

Gefüllte Kaninchen in den Tälern von Thymian und Rosmarin

Die Comarca des Pallars Sobirá ist eine wilde Gegend. Sie liegt im Hochgebirge der katalanischen Pyrenäen, an der Grenze zu Frankreich. Die Gipfel des Nationalparks Aigues Tortes erreichen über 3.000 Meter. Die Täler duften intensiv nach Thymian, Gräsern und Rosmarin. Dort liegt auf etwa 1.000 Metern der Neun-Seelen-Weiler Unarre. Gebaut zwischen Felsen und Erde, wo Ameisen in Ruhe die Wege kreuzen und wilde Katzen sich ihre Jagdreviere untereinander aufteilen.

Drei Katzen sitzen auf einer Dorfgasse zwischen Steinhäusern.
Die Dörfer des Pallars Sobirá sind halb verlassen. Die halbwilden Katzen teilen sich hier ihre Reviere untereinander auf.
Blick von unten auf die Häuser von Unarre und den schiefen Kirchturm.
Der Kirchturm von Unarre steht schon schief. Im Inneren der Kirche bröckeln die Fresken. Aufgesperrt wird die Kirche nur noch zu Führungen des Eco-Museums in Esterri d'Àneu.
Ein steiniger Pfad in karger Landschaft, die aromatische Kräuter hervorbringt.
Thymian, Rosmarien, Minze und Zitronengras sind einige der aromatischen Kräuter aus dem Pallars Sobira.
Eine Frau mit kurzen Haaren hält das Foto einer Frau ins Bild, die wiederum frisches Gemüse zeigt.
Obwohl sie sich anfangs nicht für die Küche interessiert hat, kocht Carmen Picolo die Rezepte ihrer Mutter noch wie im Schlaf.
Ein dunkler Berghügel bildet sich gegen den Himmel ab.
Der Pallars Sobira liegt ganz im Norden Kataloniens an der Grenze zu Frankreich. Das macht sich auch in der Küche bemerkbar.
Blick auf die schiefergedeckten Dächer des Dörfchens Gavás.
Obwohl die Gegend verlassen scheint und die älteren Menschen hinunter ins Tal ziehen, gibt es einen leisen Trend zur Wiederbelebung der Traditionen.
Ziegen laufen einen Hohlweg entlang und futtern Zweige und Gräser.
Die Ziegen ernähren sich von den Gräsern und Blättern der Landschaft und ihre Milch und der Käse schmecken zu jeder Jahreszeit anders.
Steinhäuser im Dörfchen Gavàs.
Steinhäuser im Dörfchen Gavàs.
Aitana aus Gavá und die Autorin im Gespräch über die verschiedenen Käsesorten, die auf der Theke zwischen den beiden liegen
Im Käseladen von Gavá erklärt mir Aitana ihr Konzept
Ein mit Gräsern bewachsener Hügel in hellem Sonnenlicht.
Das Licht verwandelt die Berge des Pallars mit ihren Gräsern in eine magische Landschaft.
Blick durch Bäume auf die Berge im Hintergrund.
Nicht alle Köchinnen der Gegend teilen gerne ihre Geheimnisse.
Eine Pfanne, in der Scheiben des gefüllten Kaninchens in der Sauce mit Karotten und Paprika liegen.
Sogar der König Juan Carlos wollte das gefüllte Kaninchen von Julia Quero Feliu kosten.