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Der Nobelpreisträger Ben Feringa will über die Zukunft reden

vom Recherche-Kollektiv die ZukunftsReporter:
3 Minuten
Der Nobelpreisträger Ben Feringa während seines Vortrags im Hörsaal  der Hochschule Mönchengladbach.

Der Nobelpreisträger Ben Feringa ist nicht nur wegen seiner Forschung anerkannt. Der Niederländer macht sich auch für eine bessere Ausbildung von Studenten stark. Forschung und Studium sollten auf die Zukunft ausgerichtet sein, fordert er.

Der Chemie-Nobelpreisträger Ben Feringa ist es gewohnt, über die Zukunft zu sprechen – sprechen zu müssen. Er synthetisiert kleine Nano-Maschinen, bei denen sich die meisten Menschen fragen, zu welchem Zweck sie jemals verwendet werden sollen. Auch Ben Feringa weiß es noch nicht genau, aber das stört ihn nicht. Bei vielen seiner Projekte steht im Vordergrund, ob eine Idee überhaupt umgesetzt werden kann, ob es möglich ist eine solche Maschine zu bauen. Eine spätere Verwendung spielt für ihn keine Rolle. Der Nobelpreisträger betont immer wieder, dass es für einen Wissenschaftler wichtiger ist, die richtigen Fragen zu stellen, als nur Antworten zu liefern. Seine Nano-Maschinen bewegen sich autonom, beispielsweise wenn sie mit Licht bestrahlt werden oder in einem zuckerhaltigen Medium schwimmen. Wie sie gesteuert werden können, ist allerdings noch offen.

Feringas Zukunftsvision bilden Nano-Roboter, die in der Blutbahn im menschlichen Körper defekte Zellen reparieren oder Medikamente an der richtigen Stelle abwerfen, beispielsweise in einem Krebstumor. Sie besitzen einen Schalter, der ein Medikament durch einen äußeren Impuls (Licht, …) aktivieren kann. Seine „photo controlled“ Antibiotika erzeugen auf einer Petrischale mit Erregern bereits das Yin-Yang-Muster, wenn die Forscher eine entsprechende Schablone darüberlegen.

Die alte Frage, ob seine Forschung nicht sinnlos sei, weil ohne Anwendung, beantwortet Ben Feringa mit bekannten Beispielen. Als die Gebrüder Wright die ersten Flugmaschinen testeten, wurden die gleichen Zweifel laut: „Wenn Gott gewollt hätte, dass der Mensch fliegen kann, hätte er ihm Flügel gegeben.“ Und die Maschine, die der Mensch zum Fliegen entwickelte, hatte zudem nichts mit einem Vogel zu tun. Es ist eine eigenständige Idee, genauso wie Feringas Nano-Maschinen, die keine bloße Kopie der Proteine des menschlichen Körpers sind. Mit seiner Strategie setzt er darauf, kleine Dinge ganz neu im Nano-Maßstab zu entwickeln, statt große Dinge zu schrumpfen.

Schüler und Studenten befragen Nobelpreisträger Feringa in Mönchengladbach
Der Nobelpreisträger Ben Feringa diskutiert mit Schülern und Studenten.