Wien: Die Straße wird Wohnzimmer und Spielplatz

Der Umbau der Stadt schafft mehr Raum für alle

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Eine Wohnstraße wurde für den Autoverkehr gesperrt. An einem Tisch  sitzen fünf Menschen auf Stühlen auf der Fahrbahn und unterhalten sich. Ein Pärchen spielt Federball. In kleinen Grüppchen stehen Menschen zusammen und unterhalten sich.

Busy Streets – Auf neuen Wegen in die Stadt der Zukunft

Abends um 18 Uhr wird es eng in der Mariahilferstraße in Wien. Während einkaufslustige Passanten kreuz und quer durch die Fußgängerzone laufen, schlängeln sich Rad- und Rollerfahrerinnen dicht an ihnen vorbei. Das ist erlaubt und funktioniert. Ein paar Meter weiter in der angrenzenden ebenerdigen Begegnungszone ergänzen Autos das rege Treiben. Sie sind jedoch eindeutig in der Unterzahl. Seit die Einkaufsstraße 2015 umgebaut wurde, dürfen nur noch Anwohner mit maximal 20 Stundenkilometern ihren Wagen hier entlang fahren, außerdem Taxis und früh am Morgen die Lieferanten.

Der Umbau der Mariahilferstraße war der Auftakt zu einer neuen Stadtplanung in der österreicherischen Hauptstadt. Die Entscheider reagierten damit auf den Klimawandel und die anhaltende Urbanisierung. 1,9 Millionen Menschen lebten im Januar in Wien; rund 210.000 mehr als zehn Jahre zuvor. In den verdichteten Zentren brauchen die Menschen mehr öffentlichen Raum. Insbesondere während der wärmeren Jahreszeit. Jetzt wandelt die Stadt Verkehrsraum in strategische Freiräume um: Die neuen Plätze werden zum erweiterten Wohnzimmer oder zum Spielplatz.

Lange Zeit war der rund 1,8 Kilometer Abschnitt der Mariahilferstraße die Hauptverkehrsader für Autofahrerinnen vom Westbahnhof in die Innenstadt. Links und rechts neben der zweispurigen Fahrbahn reihten sich parkende Pkw Stoßstange an Stoßstange. Die Fußgänger drängelten sich auf viel zu schmalen Gehwegen aneinander vorbei. Heute sind sie hier alle gleichberechtigt – Auto-, Rad- und Rollerfahrer und die Fußgänger. Alle müssen aufeinander Rücksicht nehmen. Entsprechend mühsam ist hier das Autofahren.

Die ehemalige Straße wurde umgebaut und verläuft jetzt barrierefrei. Radfahrer*innen und Fußgänger*innen sind auf der ehemaligen Fahrbahn unterwegs.
Fußgänger*innen, Radfahrer*innen und Autofahre*innenr sind in der Begegnungszone gleichberechtigt. Es gilt Tempo 20
Der Schriftzug „Ladezone“ zeigt, wo Lieferfahrzeuge in der Mariahilferstraße zum Ausladen halten dürfen
Ladezone in der Mariahilferstraße
Die Wohnstraße wurde für den Autoverkehr gesperrt. An einem runden Tische sitzen Menschen und unterhalten sich, andere spielen Federball, andere stehen in Gruppen zusammen und unterhalten sich.
Coole Straße: Klönen vor der Haustür
Auf dem Parkplatz steht eine Holzterrasse mit Blumenkästen und Holzbänken. In der Mitte steht ein Kicker an dem zwei Männer mit zwei Mädchen gegeneinander spielen. Eine Frau mit Schäferhund sitzt auf der Bank und schaut ihnen zu
Treffpunkt Grätzeloase: Hier kann man kickern …
Auf den Parkplatz wurde eine Terrasse gebaut, die mit Blumen und Grünpflanzen eingefasst ist. An einem Tisch spielen zwei Frauen Schach, an einem anderen Tisch unterhält sich ein Paar.
Schach spielen …
Blick aus der Vogelperspektive auf eine Holzterrasse, die auf einen Parkplatz aufgebaut wurde. Dort sitzen sechs Menschen auf den Holzbänken und unterhalten sich
oder klönen
Der Asphalt in der Wohnstraße ist blau gestrichen worden und hat rote, weiße und asphaltfarbene Kreise. Kinder laufen durch die Straße oder fahren Roller. Rechts und links am Fahrbahnrand parken Autos
Der blaue Teppich soll die Autos in der Wohnstraße ausbremsen
Blick aus der Vogelperspektive auf die Ernst-Melchior-Gasse: Es zeigt das blau-gelbfarbene Monster, das dort auf den Asphalt gemalt wurde
Das blaue Monster in der Erich-Melchior-Gasse